Samstag, 19. November 2016

Gedicht für "IMAGES" - Repräsentation von Kulturen.


Hier das Gedicht über deutsche Klischees. Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet ich mal in positiver Weise Deutschland repräsentieren würde? Na gut, es war mein Job, aber es hat Spaß gemacht! Auf englisch schreiben, fällt mir definitiv nicht so leicht, wie auf deutsch ;) Es ging dabei darum einen lustigen Abend zu haben, die aufgezählten Klischees sind also nicht todernst zu nehmen! Und achja... Der letzte Part geht an dich, Trump!

Yes, I am German, but I do not only drink beer.
Yes, I am German, but I do not attend the Oktoberfest every single year.
This culture is so much more and so much less than people expect. Germans don’t mean to be rude, but in Germany being distant means showing respect.
Our language sure can sound kind of rough, but we promise: Germans actually often do laugh.
There are so many more cities than Munich, Frankfurt and Berlin.
We have a sad history, but Germany really is not anymore how it once has been.

Yes, being on time is important in our country, but sometimes even Germans are late.
Yes, we do have to pay a lot of taxes, but that’s because we are a welfare state.
And it’s true that we party a lot, but we also work really hard to achieve our goals. But there are so many prejudices which we are not. We are 82 Million people and 82 Million different souls.

Just like Americans do not all eat fast food every single day, we also do not fulfill every single cliché.
There is this preconception that Germans love rules, and indeed we have a lot of those.
But loving all of them is only done by fools, not by all the German pros.

Although – or especially because – we are talking about Germans: They do not all believe in National Socialism. In fact, most Germans really detest racism and praise liberalism.
We broke down the wall in 1989 and since then Germany is actually doing pretty fine.
We are still working on finding our identity. So here we are trying to separate prejudices from reality.

There are things that Germans are crazy about; like soccer, cars and Sauerkraut.
We celebrate Christmas on December 24, Valentine’s day is a tradition which we almost completely ignore and we spend a lot of time being outdoors.
We are not all blonde and blue eyed, it is not easy for us to socialize or compromise, but admittedly we really often do criticize.
We don’t mean to be impolite, it is just really hard for us to open up. But once we do, we finally break the ice.

In Germany, there sure is a lot of lacking, but there are so many great parts, too. Isn’t it nice to see how changes in Germany day by day happen? And isn’t it great looking ahead, having a pretty good view?
For those who don’t know about Germany: It is the country where parts of American culture once began. And it also has the shape of a pacman.
It is interesting to see how many people have German ancestors, who came to the US. It is interesting to find – behind all those differences – so many connections, because of people who came here to get help, when Germany was a mess.

So maybe we should stop looking for the things that are different and start looking for our common ground. Considering our history, I bet there is gonna be a lot that can be found.
So, we all have people and things that we love. Many of us believe in something or someone above.
We all have fears and dreams and wishes and I bet every person in Germany as well as in the US has certain ambitions.
All of us see one and the same moon every single night and all of us are sometimes wrong and sometimes right.

We are all living on the same beautiful planet and even though we are all one of a kind, we have so many different beautiful talents and have all different things on our mind.
Culture sure is something that sets us apart, but to me those differences between people all over the world are some kind of beautiful art.

So let’s be excited for all those cultures and every single person we meet. Because just seeing differences would be such a shame. Knowing diversity is such a treat, especially since all our hearts are clearly the same.

Please don't make America "great again"

Manchmal habe ich das Gefühl, dass der US-amerikanische Wahlkampf in Deutschland stärker diskutiert wurde, als in den USA selbst. Jeder hat hier eine Meinung dazu, da bin ich mir sicher. Aber niemand spricht darüber. Das Thema wird totgeschwiegen, weil jeder genau weiß: Wenn ich meine Meinung äußere, stehen durchschnittlich 50% der Anwesenden gegen mich. Und viele Menschen hier scheinen nicht aus der Reihe tanzen zu wollen. Während Individualität und Auffallen in Deutschland oft eher positiv gesehen werden, habe ich das Gefühl, dass jemand mit fester, eigensinniger Meinung - zumindest in Michigan - eher negativ auffällt.
Vielleicht ist auch das der Grund dafür, dass hier bis zuletzt niemand damit so richtig damit gerechnet hat, dass Trump die Wahl gewinnen würde. Schließlich haben die Medien vermittelt, dass Hillary Clinton im Grunde die einzige Option sei - und gegen den öffentlichen Diskurs stellt man sich hier nun mal ungern. Die Menschen, die mir als sehr offen mit ihrer Meinung auffielen, waren hauptsächlich Professoren und internationale Studierende. Wenn ich dann mal Diskussionen mitbekam, dann hieß es immer "Clinton muss Präsidentin werden!" Menschen, die sich zu Trump bekannten, traf ich kaum. Dass es sie gibt, machte sich aber durch mit Kreide gemalte Statements auf dem Boden bemerkbar. Am Tag der Wahl hatten ein paar Studenten ein großes Kreidebild auf dem Gehweg vom Campus gemalt, das sagte "History has its eyes on you. Go vote". Jemand anderes hatte dann nachträglich hinzugefügt "for Trump!".
"History has its eyes on you. Vote ... for Trump"
Während der Auswertung hing ich bis zum bitteren Ende vor dem Bildschirm und chattete parallel mit Freunden. Wir regten uns gemeinsam auf, wie so etwas passieren konnte - schließlich war recht schnell abzusehen, wer den Sieg für sich gewinnen würde. Und ich frage mich immer noch: Wie konnte das passieren? Seit der Wahl zerbreche ich mir tagtäglich den Kopf darüber. Und ich bin zu einigen Schlüssen gekommen:
Wenn man hier in den großen Supermärkten wie Meijer oder Walmart einkaufen geht, dann fällt schnell auf: Viele Amerikaner haben ein ganz anderes Einkaufsverhalten, als ich es aus Deutschland gewohnt bin. Wenn man in den Supermarkt geht, hat man oft das Gefühl von völliger Reizüberflutung. Die Produktaufschriften überschlagen sich mit fettgedruckten Wörtern wie "LARGE", "EXTRA BIG", "UNBREAKABLE" etc. Und das sind die Produkte, zu denen viele Menschen völlig blind greifen, ohne dabei auf die Inhaltsstoffe oder die Qualität der Produkte zu achten. Und genau dieses Einkaufsverhalten hat auch Trump genutzt.
Trump verwendete bei seinen Reden immer sehr kurze Sätze, mit vielen einfachen Wörtern. Er wiederholte dramatische Aussagen oft bis zu drei Mal hintereinander, benutzte Wörter wie "stupid", "loser", "dangerous", "tremendous" und "huge". Ausdrücke, die nicht nur eine starke Wirkung haben, sondern auch leicht für jedermann zu verstehen sind. Clinton hingegen benutzte Wörter und Sätze, die man nur dann einordnen kann, wenn man sich bereits mit dem politischen Diskurs auseinandergesetzt hat. Was machen also viele Amerikaner? Sie "kaufen" sich den Präsidenten ein, der am lautesten "LARGE" und "UNBREAKABLE" schreit, anstatt sich darüber zu informieren, was eigentlich in der Verpackung steckt. Trump ist ein Geschäftsmann, er weiß wie er sich zu verkaufen hat. Er weiß, was die Menschen hören wollen.
Ich spreche hier natürlich nicht von der Allgemeinheit der Amerikaner. Es ist schließlich nicht zu übersehen, wie gespalten das Land zurzeit ist. Wie demokratisch ist eine Wahl, in der mehr Menschen für Clinton gestimmt haben, aber durch das Wahlmann-System trotzdem Trump das Ruder in die Hand gedrückt bekommt?
Am Hope College gab es schon innerhalb der ersten Woche nach der Wahl Ausschreitungen gegen Studierende, die Minderheiten angehören. Und das unter der Rechtfertigung der Meinung des neuen Präsidenten... Zu den Minderheiten gehören vor allem dunkelhäutige Studierende und Hispanics. Eine der Residence Halls, in der hauptsächlich internationale Studierende aus Südamerika wohnen, wird nun rund um die Uhr von Security bewacht, um den Studierenden die Sicherheit zu gewähren, die hier nicht mehr selbstverständlich scheint. Ich habe so gut wie nie Vertreter von Trump getroffen, aber plötzlich versetzen sie den ganzen Campus in Aufruhr. 
Zum Glück hat das College auf diese Probleme aber gut reagiert: Es gab nicht nur Versammlungen, in denen man über die Wahlergebnisse sprechen konnte, sondern auch (vor allem für Internationals) die Möglichkeit ein persönliches Gespräch zu suchen, um über Angst und Belastung zu sprechen.
Das Team, mit dem ich Deutschland repräsentierte.
 Der Präsident des Colleges hat eine lange Email an die Studierenden gesendet, in der er dazu aufrief die Vielfalt am Hope College zu schätzen und zu schützen. Diese Reaktionen der Colleges fand ich sehr angemessen und gut! Zwei Wochen nach der Wahl gab es eine Veranstaltung vom College, bei der alle möglichen Kulturen kreativ durch Tänze, Gesang oder Gedichte repräsentiert wurden - das perfekte Timing. Auch ein paar Deutschstudenten und ich haben Deutschland repräsentiert, in dem wir ein selbstgeschriebenes Gedicht über deutsche Klischees vortrugen. Ich werde es in einem anderen Blog-Beitrag hochladen.
Man kann an der allgemeinen Stimmung spüren, wie die Wahlen die Bevölkerung in zwei Hälften reißen. Es ist traurig und schade. Die Menschen, die bald Trump als Präsidenten haben werden, sind zum großen Teil Nachfahren von Menschen, die einst nach Amerika flohen, um der politischen Verfolgung im eigenen Land zu entkommen. Amerika stand mal für Freiheit. Die Freiheitsstatue hat eine Inschrift, die besagt: "Give me your tired, your poor, your huddled masses yearning to breathe free, the wretched refuse of your teeming shore. Send these, the homeless, tempest-tossed to me, I lift my lamp beside the golden door!" Trump tritt mit seinen Vorsätzen die Geschichte Amerikas mit Füßen. Ich wünsche Amerika und der restlichen Welt, dass Trump nicht mit all dem, was er in seinem Wahlkampf gepredigt hat, durchkommen wird.