Damit dieser Blog
doch noch irgendeine Art von "Schlusswort" findet, habe ich mich dazu
entschlossen, hier meinen Erfahrungsbericht zur Hope College Zeit zu
veröffentlichen, den ich für die Uni schreiben musste.
Wenn du lernen
möchtest, Englisch auf akademischen Niveau zu lernen und dich für die
amerikanische Kultur interessierst, dann kann ich dir empfehlen, dich für den
Platz am Hope College zu bewerben. An diesem College wirst du nicht nur
herausfinden, wie anders das Studium in den USA aufgebaut ist, sondern auch die
Unterschiede zu Deutschland im alltäglichen Leben kennen lernen.
Michigan - umgeben von Seen |
Viel wichtiger aber
noch ist, dass du in diesen neun Monaten über dich selbst hinauswachsen wirst,
weil du nun mal an einem fremden Ort, in einer fremden Kultur ankommst, in der
man sich erst einmal zurechtfinden muss. Schließlich wirst du am Hope College
nicht nur auf Englisch studieren, sondern auch als eine Art Deutsch-Tutorin
arbeiten – aber dazu später mehr. Das tolle an diesem College ist: Die
Mitglieder der „Hope College Community“ werden alles tun, um dir zu helfen,
wann immer du Probleme hast, oder einfach einmal jemandem zum Reden brauchst.
Zum College:
Hope College ist mit
knapp 3000 Studierenden ein sehr kleines, privates College, nahe dem Ufer des
Lake Michigan. Der Name und das Campus-Motto („Spera in Deo“ à „Hope
in God“) legen die christliche Ausrichtung vielleicht schon nahe, die dir
während deines Auslandsaufenthaltes täglich begegnen wird. So gibt es Montag,
Mittwoch und Freitag einen ca. 25-minütigen Gottesdienst in der Campus-Kapelle,
zu dem ein großer Teil der Studierenden und Lehrenden auch regelmäßig
erscheint, sowie einen zweistündigen Gottesdienst am Sonntag, der ebenfalls
immer gut gefüllt ist. Ein Gottesdienst in Amerika sieht aber ganz anders aus,
als man es aus Deutschland kennt: Hier findest du eher Vorträge mit Bezug
auf die täglichen persönlichen Herausforderungen und Musik in Form von
Gospel-Songs und christlichen Pop-/Rock-Bands.
Spaß im Unterricht - mach deinen Job kreativ! |
Der Campus des Hope
Colleges ist sehr schön. Um die Pine Grove, eine riesige Grünfläche voller
Bäume und sich sonnenden oder lernenden Studierenden, spielt sich das Uni-Leben
ab. Anders als in Deutschland ist in den USA aber nicht allzu viel Zeit zum
faul in der Sonne liegen, da in den Kursen erwartet wird, dass du täglich
Hausaufgaben abgibst, die dann auch bewertet werden. Generell gleicht der
„Unterricht“ am College eher dem Aufbau der deutschen Oberstufe. Dafür sind die
Dozenten/Dozentinnen aber auch allzeit bereit dir mit Hausaufgaben und Fragen
zum Kurs zu helfen, was ich persönlich besonders in der Anfangszeit auch gern
und oft genutzt habe. Das Verhältnis zwischen Lehrenden und Studierenden ist
eben viel persönlicher – Jede(r) Prof. weiß genau wie du heißt, woher du kommst
und ist an dir als Person interessiert.
Zum Ort:
Das College
befindet sich in Holland, Michigan, einem – für deutsche Verhältnisse – sehr
kleinen Ort. Es gibt im Grunde eine Einkaufsstraße, die für dich fußläufig
erreichbar ist und alles andere liegt für dich – sofern du dir kein Auto eines
Freundes leihen kannst – außer Reichweite. Dafür ist das Örtchen wirklich sehr
hübsch und erinnert an den Stil, den wir aus
den Niederlanden kennen. Hier
findet Holland, Michigan nämlich auch seinen Ursprung, da dieses Gebiet einst
von niederländischen Einwanderern besiedelt wurde. Du wirst dich aber mit dem
Gedanken anfreunden müssen, etwas isoliert zu leben, da der öffentliche Verkehr
in dem Ort quasi nicht vorhanden ist und zum Beispiel zum nächsten Supermarkt
nicht einmal Fußwege führen, da es in den USA sehr ungewöhnlich ist, sich zu
Fuß oder mit dem Fahrrad fortzubewegen, anstatt – selbst kurze Strecken – mit
dem Auto zu fahren. Wenn du aber Glück hast, dann findest du Freunde, die dir
ab und zu ihr Auto leihen. Das hat mir sehr geholfen, mit der andersartigen
Infrastruktur der Gegend zurechtzukommen, die als Deutsche(r) eben wirklich
sehr ungewohnt und manchmal etwas beengend ist. Zum Glück gibt es aber einige
Cafés in Holland, in denen man sich mit Freunden treffen oder lernen kann,
anstatt immer nur on Campus zu sein.
Nächste Stadt: Chicago! |
Dein Job:
Du wirst am DMCL
(Department of Modern and Classical Languages) angestellt sein, wo du für das
Fach Deutsch als Teaching Assistant arbeiten wirst. Dieser Job bedeutet, ein
paar Mal in der Woche Deutsch-Klassen zu unterrichten, Veranstaltungen zur
Repräsentation Europas und der deutschen Kultur zu planen und anderweitige
Hiwi-Arbeiten, die anfallen, zu erledigen. Der Deutsch-Unterricht zielt jedoch
kaum bis gar nicht auf Grammatik ab,
sondern es geht vielmehr um
Kultur-Vermittlung und darum, den SchülerInnen die Angst vor dem
Deutsch-Sprechen zu nehmen. Für mich war dieser Job eines der Highlights des
ganzen Auslandsjahres, da du sehr frei in der Gestaltung deines Unterrichts
bist und du, neben organisatorischen, auch kreative Aufgaben hast. Dein „Chef“
ist Professor Lee Forester, der Vorsitzende des Fachs Deutsch. Er wird dir
wöchentlich neue Aufgaben geben und dir mitteilen, welche Erwartungen er an dich
hat. Lee ist sehr hilfsbereit und freundlich und hat auch immer Verständnis
dafür, wenn du mal mehr Hilfestellung als gewöhnlich benötigst, oder
irgendetwas nicht so gut läuft. Des Weiteren wirst du ihn alle zwei Wochen beim
„German Stammtisch“ sehen, wo alle möglichen Deutsch-StudentInnen und andere
Leute, die gern deutsch sprechen, zusammenkommen und Spiele spielen, sich
unterhalten und gemeinsam auf Kosten des Departments essen und trinken. Der
Stammtisch hat mir immer besonders viel Spaß gemacht und ich bin gern dorthin
gegangen, aber es wird auch erwartet, dass du möglichst oft daran teilnimmst.
Dein Büro, das du dir mit dem/der French TA teilst |
Campus-Leben:
Das Leben an der Uni
ist ganz anders, als du es aus Deutschland kennst. Erst einmal wohnen fast alle
Studierenden auf dem Campus, sodass es manchmal fast die Atmosphäre eines
Internats hat. Die meisten leben in Zwei- bis Dreibettzimmern in
Studentenwohnheimen, aber da du als Teaching Assistant eine besondere Stellung
hast, lebst du in einem internationalen Haus (namens Fried Cottage), in dem du
(Luxus pur!!!) sogar dein eigenes, großes Zimmer hast. Es gibt sehr
strikte Regeln am Hope Campus, zu denen beispielsweise gehört, dass der Konsum
von Alkohol und das Rauchen
auf dem Campus absolut verboten sind, auch
wenn du Ü-21 und in deinem Zimmer bist. Das wird auch ziemlich streng
kontrolliert – es kann passieren, dass Campus Safety (eine Art Privatpolizei
des Colleges) die Studentenwohnheime, Häuser und sogar
So sieht dein Zimmer am Hope College aus |
Zimmer unangekündigt
nach Alkohol und Drogen durchsucht. Aber auch andere Regeln, über die man
manchmal schmunzeln muss, gelten strikt – wie zum Beispiel, dass du (selbst,
wenn du sie nicht anzündest) keine Kerzen besitzen darfst.
Das bedeutet: Die feuchtfröhlichen Abende, die in Deutschland für viele zum Studentenleben dazugehören, bleiben in den USA i.d.R. aus, es sei denn, du gehst
auf Verbindungspartys, die dann auch an Filme wie „American Pie“ erinnern, aber mich persönlich eher wenig angesprochen haben. Auch die Möglichkeit abends tanzen zu gehen,
gibt es wenig bis gar nicht. Die Studierenden am Hope College treffen sich daher eher, um abends mal gemeinsam Frozen Yoghurt zu essen, Hausaufgaben zu machen, oder einen Film zu schauen – aber auch das kann mit den richtigen Leuten eine tolle Zeit sein! Des Weiteren hat das Hope College viele Dinge gratis zu bieten. So kannst du kostenfrei das Fitnessstudio + Schwimmbad besuchen, zu verschiedenen Motto-Abenden (wie „Korean Barbecue“) gehen und manchmal werden auch kostenfreie Trips nach Chicago angeboten. Du kannst sogar kostenfrei zur Arztpraxis auf dem Campus gehen. Da du dieses unglaubliche Stipendium hast, kannst du drei Mal am Tag kostenlos in der Mensa essen, musst nichts für die Unterkunft zahlen und auch die Studiengebühren fallen für dich komplett weg. Du wirst erstaunt sein, wie viele Kosten vom Hope College wie selbstverständlich übernommen werden. Was besonders toll daran ist: So hast du kaum Ausgaben und kannst das übrig gebliebene Geld ins Reisen während der Ferien investieren!
auf Verbindungspartys, die dann auch an Filme wie „American Pie“ erinnern, aber mich persönlich eher wenig angesprochen haben. Auch die Möglichkeit abends tanzen zu gehen,
Fried Cottage - deine Unterkunft |
Kulturschock? Mach es trotzdem!
Du wirst einige Zeit
brauchen, um dich an das Leben in einer amerikanischen Kleinstadt im mittleren
Westen zu gewöhnen. Während man durch die Medien oft den Eindruck vermittelt
bekommt, die USA und Deutschland, als zwei westliche Länder, seien sich sehr
ähnlich, sind die Kulturen und auch die Infrastrukturen viel verschiedener, als
oft gedacht.
Nimm dir Zeit zum Reisen! Amerika ist wunderschön und vielfältig! |
Aber gerade der
Kulturschock, den mit Sicherheit auch du haben wirst, ist einer der
Hauptgewinne des Auslandaufenthalts in den USA! Zu lernen, sich anzupassen und
sich dennoch selbst treu zu bleiben und die Unterschiede zweier Kulturen
schätzen zu lernen, ist eine Erfahrung, die mich und meine Weltanschauung noch
lange prägen wird.
Du wirst Menschen
kennenlernen, die du in deinem Leben nicht missen möchtest und du wirst
Erlebnisse haben, die dich persönlich und akademisch bereichern werden. Der Job
und auch das Studieren auf Englisch werden dich täglich vor Herausforderungen
stellen. Aber diese Herausforderungen zu meistern, ist etwas, wovon du für den
Rest deines Lebens profitieren wirst. Nicht zuletzt wirst du Möglichkeiten
haben, das Land zu bereisen und die landschaftliche und kulturelle Vielfalt
Amerikas zu entdecken – diese Chance ist unter Umständen einmalig.
Schon jetzt, einen
Monat nach meiner Rückkehr, haben mir das Stipendium und die damit verbundenen
Sprachkenntnisse zu tollen Praktikums-Zusagen verholfen und mich in meiner
Selbstrepräsentation gestärkt. Ohne das Stipendium am Hope College in Michigan
hätte ich viele atemberaubende Erfahrungen verpasst, die mich auf ewig prägen
werden. Stürz dich in dieses Abenteuer und sieh selbst, wovon ich spreche –
bewirb dich am Hope College!