Samstag, 14. Januar 2017

San Diego, du machst mich happy

Als ich Los Angeles schweren Mutes verließ, heiterte mich zumindest der Blick aus dem Zugfenster auf. Die Zugestrecke von Los Angeles nach San Diego führt direkt an der Pazifikküste entlang und so bekam ich eine Wahnsinns-Aussicht aufs Meer.
Balboa-Park bei Nacht
Als ich dann in San Diego angelangte, nahm ich mir (wie üblich) ein Uber zu meinem Hostel, das dieses Mal total sauber und schön und sogar zentral war. Ich glaube Uber wird langsam zu meiner Freunde-finde-Plattform, denn auch hier hatte ich wieder wahnsinniges Glück mit meinem Fahrer. Wir verstanden uns super gut und trafen uns noch am selben Abend, an welchem er mir den Balboa-Park bei Nacht zeigte. Der Balboa-Park ist ein riesiger Komplex, in dem es viele Museen, Theater aber auch viele Grünflächen und Wald gibt. Durch die Weihnachtszeit war das Gelände super schön beleuchtet und deshalb umso schöner. Der Mann, der mich rumführte, heißt Ron und ist wahrscheinlich einer dieser Menschen, mit denen ich für immer befreundet sein werde. Wir konnten uns über Gott und die Welt unterhalten und es war super lustig. Am nächsten Tag erkundete ich die Stadt dann auf eigene Faust, wobei ich mal wieder alle möglichen Touristenpunkte abklapperte.
Darunter das Cabrillo National Monument. Das ist die Stelle, an der die spanischen Siedler zum ersten Mal Amerika vonseiten der pazifischen Küste betreten haben sollen.Von dort aus hatte ich nicht nur einen Ausblick über ganz San Diego und bis zum Horizont über den Pazifischen Ozean, sondern konnte sogar bis nach Mexiko sehen. Ursprünglich wollte ich sogar einen Tagestrip über die Grenze nach Mexiko machen, habe diese Überlegung dann aber verworfen, als mir mehrere Leute dringend davon abrieten, weil es unsicher sei.
Das Cabrillo-Monument
Unsicher wurde es dann aber trotzdem noch, als ich von dem Cabrillo Monument, welches mitten im Nichts in den Bergen liegt, wieder zurück in die Zivilisation wollte. Ich konnte mich weder von einem Taxi noch von einem Uber abholen lassen, weil jedes Auto, welches das Gelände befährt, eine Gebühr bezahlen muss. Also entschied ich mich den Bus zu nehmen. Es war 5 Minuten bevor das Monument schließt, als ich den letzten Bus an der Haltestelle stehen sah. Ich rannte los, kam noch rechtzeitig an und klopfte bittend an die Fahrertür. Der äußerst sympathische Busfahrer (ähäm...) sah mich an, zuckte mit den Schultern und fuhr ab. Na toll. Da stand ich also, kurz bevor es dunkel wurde, ganz allein, mitten im Nichts. Da ich keine andere Wahl hatte, beschloss ich zu laufen. Bei dem Gedanken daran, dass es in den Bergen San Diegos Kojoten, Berglöwen und andere Tiere gibt, denen man nicht allein in der Dunkelheit begegnen möchte, wurde es mir mulmig im Bauch.
Auf meinem Weg zum Ausgang des weitläufigen Geländes hielt plötzlich ein Pick-Up-Wagen neben mir an. Zwei Männer, welche ungefähr in meinem Alter waren, sagten, dass sie mitbekommen hätten, dass ich den Bus verpasst hatte. Sie fragten, ob ich eine Mitfahrgelegenheit bräuchte. Ich hatte die Wahl dazwischen, mit zwei wildfremden Kerlen ins Auto zu steigen, oder allein durch eine dunkle, verlassene Gegend zu irren.
Die Kerle sahen nett und typisch amerikanisch aus. Die von der Sonne gebleichte Surfer-Frisuren und breite Zahnpasta-Werbung-Lächeln waren mir sympathisch. Hinten im Pick-Up-Truck waren zwei Surfboards gelagert und das ganze Auto war auf liebevolle Art und Weise chaotisch. Ich sprang also ins Auto und wurde nach ein paar Minuten lockerer. Mir ist bewusst, dass die Entscheidung mit den beiden ins Auto zu steigen, riskant war, aber ich bin mir unsicher, ob meine Alternative besser gewesen wäre. Am Ende ist dann aber alles gut gegangen. Die beiden Surferboys namens Brad und Dylan (...natürlich, denn amerikanischer geht es ja kaum) waren super freundlich und setzten mich an einem Ort ab, an den ich ansonsten wahrscheinlich niemals gefunden hätte: Ocean Beach. Eigentlich wollten sie mich noch herumführen, aber als wir dann keinen Parkplatz für das Auto fanden, trennten wir uns bereits im Wagen und ich ging auf eigene Faust weiter.
Der lange Pier in Ocean Beach...
Ocean Beach ist ein sehr süßes, alternatives Örtchen, an welchem es überall nach Gras riecht. Es ist bekannt für den längsten Pier Kaliforniens und seine ausgeprägte Surfer-Kultur. Zu meinem Glück fand genau an dem Tag, an welchem ich dort war, ein Farmer's Market statt, auf welchem von Seifen, über Schmuck, Essen und Anziehsachen alles angeboten wurde.
Am folgenden Tag fuhr ich dann zu den Steilklippen La Jolla. Obwohl es sehr verregnet war, war es ein ganz besonderer Ort für mich. Das Wasser peitschte gegen die Klippen, welche deutlich von den ständigen Konfrontationen mit dem Meer geformt sind. Manchmal denke ich, dass es besonders schön ist Orte, die für ihr gutes Wetter bekannt sind, bei regnerischem Wetter zu sehen. Ich habe das Gefühl, dass ich erst dann das "wahre Gesicht" eines Ortes sehe. Außerdem verschwinden mit dem Sonnenschein natürlich auch die Touristenmassen. La Jolla bietet neben den Buchten und Stränden auch Massen an Seehunden, die sich auf den Sandabschnitten entspannen.
Die Seehunde in La Jolla
An meinem nächsten und letzten Tag traf ich mich dann nochmals mit Ron, der mich noch ein bisschen durch die Stadt führte und mir unter anderem die Coronado-Brücke zeigte. Nachdem wir diese überquert hatten, kamen wir zu einem winzig kleinen Strand, an dem private Ruderboote lagen. Von diesem kleinen, verlassenen Strand konnte man ganz San Diego im Dunkeln bewundern - wieder einer dieser Punkte, die zwar nicht touristisch, aber atemberaubend schön sind. Des Weiteren fuhren wir mitten in der Nacht nach Old Town San Diego, die angeblich verspukt sein soll. Es war tatsächlich ziemlich unheimlich, zwischen den alten, knarrenden Häusern entlang zu gehen und darauf zu warten, dass ein Zombie um die Ecke biegt. Passierte dann leider nicht... aber Vorfreude ist ja bekanntlich die schönste Freude. ;)
Den Abend beendeten wir dann noch mit ein Paar Drinks in einer Gay-Bar, in die wir uns zwar eher zufällig verirrten, die aber unglaublich cool - wenn auch sehr gezielt hipster - war. Am nächsten Tag ging dann mein Flug nach Phoenix, Arizona, wo ich mit der ehemaligen Gastfamilie meiner Schwester Esther Weihnachten verbringen sollte. Wenn ich jemals in Amerika leben sollte, dann wahrscheinlich in San Diego (...oder San Francisco). Ich liebe es!

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