Mittwoch, 15. März 2017

Update aus Michigan

Schon ziemlich lange habe ich nicht mehr geschrieben. Das liegt zum einen daran, dass zurzeit nicht viel Spannendes passiert und zum anderen daran, dass ich ziemlich beschäftigt mit der Uni war.
Kaltes, kaltes Michigan...
Ich belege dieses Semester zwar nur zwei Kurse, in denen ich als Studentin sitze, aber diese sind auf einem höheren Level und bringen somit viele Hausaufgaben mit sich. Mein Lieblingskurs nennt sich "Global Political Economy" und beschäftigt sich hauptsächlich mit den ökonomischen Verbindungen verschiedener Länder, also zum Beispiel mit Handelsabkommen. Wir reden aber auch sehr viel über Politik - ganz besonders über Trump und welche Folgen seine Politik für die weltweite Wirtschaft haben wird. Ich bin echt froh, dass ich diesen Kurs belege, da er mir 1. angerechnet wird und 2. weil dieser Kurs der einzige Rahmen ist, in dem Kommunikation über die politischen Geschehnisse in Amerika (aber auch außerhalb) stattfindet. 
Also, wenn ich keine gute Lehrerin bin... ;)
Manchmal bringt mich dieser Job so zum Lachen :D
Die extremen Umbrüche, die zurzeit in Amerika stattfinden, beunruhigen mich nämlich schon sehr. In meinem Haus habe ich ein paar mal versucht, mich mit meinen Mitbewohnerinnen darüber zu unterhalten, aber das Gespräch kam leider nie wirklich ins Rollen. Ich habe das Gefühl, dass das Thema hier einfach totgeschwiegen wird und das lässt mich (mit meinem Redebedarf) verzweifeln. Von daher bringt mir der Kurs sehr viel, da ich in diesem verschiedene Perspektiven auf die Geschehnisse einnehmen kann und muss - was mir Weitblick verschafft. Ich merke nämlich manchmal selbst, dass ich mich etwas in meinem Entsetzen und Ärger über Trumps Regierung verbeiße. Ich muss allerdings sagen, dass - obwohl es ein Kurs für Politik-Studierende ist - die Diskussion im Kurs eher hinkt. Wenn die Studierenden etwas sagen wollen, dann ist das zwar gern gesehen, aber die meisten sitzen bloß schweigend im Raum.
Wenn etwas gesagt wird, gilt die Aussage meist dem "tollen Wandel" den Trump anstößt.
Mein selbst ausgedachten Memory-Spiel zum Thema
"Islam" im Rahmen des Themas "Immigration"
Ich habe mir hier (zum Glück) abgewöhnt Meinungen in "falsch" und "richtig" zu kategorisieren, aber es fällt schon ein sehr starkes Übergewicht der republikanischen Trump-Fürsprecher auf. Wenn es um die Europäische Union oder andere Bündnisse oder Länder außerhalb der USA geht, hat man manchmal das Gefühl, dass die Studierenden denken, es handele sich um einen anderen Planeten. Selbst der Professor, den ich übrigens sehr schätze, ist nur so halb informiert. Zum Beispiel hat er neulich von der Türkei als Mitglied der EU gesprochen, obwohl die Beitrittsfrage der Türkei in den letzten Jahren ständig in der öffentlichen Diskussion stand. 
Deep-Dish-Pizza in Chicago
- Beas absolut käsiges Favorite!
Mein anderer Kurs nennt sich "Environmental Public Policy". Diesen Kurs mag ich eher weniger. Ich dachte ursprünglich ich könne ihn mir für "Wirtschaftsgeographie" an der Uni Göttingen anrechnen lassen, aber das hat sich als falsch herausgestellt. In dem Kurs geht es nämlich nur um die
Entwicklung von Umweltmanagement in den USA. Es ist zwar ganz interessant, aber mir fehlt definitiv der globale Bezug. Hinzu kommt, dass die Prüfungsleistung für dieses Fach vier Klausuren, eine Präsentation und eine Hausarbeit sind. Dafür muss man drei mal in der Woche zu der Klasse gehen, wo aber nur sehr trockener Frontalunterricht mit überfüllten Power-Point-Folien stattfindet. Des Weiteren geht es viel um Gesetze und Regulationen, also das reinste Fachgesimpel auf englisch. Ich habe zwar so gut wie gar keine Probleme mehr mit der Sprache, aber all diese Begriffe auswendig zu lernen, gleicht dem Erlernen einer völlig fremden Sprache.
Aus diesem Grund habe ich mich dazu entschlossen, die Vorlesung für Wirtschaftsgeographie in Deutschland zu besuchen: Einmal die Woche Vorlesung, einmal die Woche Tutorium und eine Klausur - und das Auswendiglernen auf deutsch. Hierfür habe ich mit meiner Professorin gesprochen. Um die Bedingungen meines Visums zu erfüllen, muss ich einen Nachweis haben, dass ich am Kurs teilgenommen habe. Deshalb habe ich jetzt mit ihr abgesprochen, dass ich an keinen Prüfungsleistungen teilnehme und mir dafür absichtlich ein F (also eine 6) geben lasse, da die Note so oder so nicht in meine deutschen Ergebnisse eingehen wird und auch nirgendwo auftauchen wird. Es kratzt zwar ein klein wenig am Stolz, aber es macht
Bea und ich in Chicago! Und ach ja... Im Hintergrund ganz
klein auch Abraham Lincoln :P
keinen Sinn für mich, die größte Arbeit in ein Fach zu investieren, das mir nichts bringt. 
Da investiere ich die Zeit lieber in Global Political Economy (was ich mir anrechnen lassen werde) und meinen Job als Teaching Assistant.
Der Job läuft recht gut und macht mir auch ziemlich viel Spaß. Das niedrigere Level verhält sich zwar wie ein Gruppe von bockigen Teeagern, aber ich gebe mein Bestes, ihnen ein bisschen Motivation zu geben und die Freude an Deutsch hervor zu kitzeln.
Das höhere Level ist dafür ein Traum. Die Klasse macht vollkommen motiviert beim Unterricht mit. So langsam habe ich auch den Dreh raus und genug Unterrichtsmethoden im Petto, um den Unterricht ziemlich cool zu gestalten. B-) 
Nach dem Karaoke-Abend in
Chicago Downtown.
Aufgedreht wie noch was!
Meine Wochenenden verbringe ich hauptsächlich mit Bea (meiner spanischen Freundin). Bei uns hat sich so langsam die Tradition eingependelt, jeden Freitag Abend Filme zu gucken und ein bisschen Bier zu trinken und uns über unsere Mitbewohnerinnen aufzuregen. :D Mit Bea war ich vor ein paar Wochen auch mal wieder über das Wochenende in Chicago, wo wir übrigens in einer Karaoke-Bar das Haus gerockt haben. Ich kann zwar absolut gar nicht gut singen, aber das schien den Besuchern der Bar vollkommen egal zu sein. Unter lautem Applaus und Gekreische wurden wir zwei mal auf die Bühne und von der Bühne hinunter begleitet - eine richtig lustige, einmalige Nacht! Erinnerungen, an die ich gern denken werde. :)
Tja, und so vergeht hier langsam Tag für Tag und das Ende meines Amerika-Jahres rückt immer näher. Um ehrlich zu sein, bin ich aber recht froh, in 1 1/2 Monaten zurück nach Deutschland zu fliegen. Ich vermisse es einfach "dazu zu gehören" - damit meine ich, nicht ständig den Status als "die Deutsche" auf die Stirn gestempelt zu bekommen. Außerdem vermisse ich natürlich mit jedem Tag mehr und mehr meine Freunde, Familie und mein eigenes, großes, gemütliches BETT! ;)
Mein Lieblingsbild und mein Lieblingsmensch in den USA :)
Bevor ich aber zurückkehre, kommt erst einmal die Spring Break (Frühlingsferien), die am 17. März beginnt und am 27. März endet. In der Spring Break fliege ich noch einmal zurück nach Los Angeles, um Steve und Alisha, die Leute, die ich damals dort kennengelernt habe, zu besuchen und vor allem um ein bisschen Sonne zu tanken. In Michigan ist es nämlich so bitterkalt, dass ich zurzeit unter fünf Decken schlafe - und das ist immer noch nur so halb warm. (Eine andere Sache, die ich an Deutschland vermisse: Daunendecken...haha.)
Und damit ist ist mein Blog einmal fix geupdated. Aber es dauert ja auch gar nicht mehr so lange, bis ich alles persönlich berichten kann... :) 





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