Freitag, 20. Januar 2017

Die Reise durch den wilden Westen mit meiner Familie

Typisch Nora... Handstand im Death Valley!
Ich liebe meine Turn-Schwester <3
Als ich dann in Phoenix, Arizona angekommen war, verbrachte ich ein paar Tage (inklusive Weihnachten) mit der ehemaligen Gastfamilie (Slovenskys) meiner Schwester, die - als sie 16 war - selbst ein Auslandsjahr in den USA verbrachte. Ihre Gastschwester Lizzy ist 26 und eine ganz liebe Person, sodass es eher war, als ob ich mit einer Freundin zusammen wäre. Auch der Rest der Familie ist aber super nett. Nicht nur, dass sie mich durchfütterten, sondern ich bekam sogar Weihnachtsgeschenke, was mich sehr gefreut hat, mir zur selben Zeit aber auch etwas unangenehm war, weil ich Angst hatte, dass ich jemandem "auf der Tasche liegen" könnte. 
Es war aber eine sehr schöne Zeit und auf alle Fälle ein sehr ungewöhnliches Weihnachten, da es in Arizona auch im Winter warm ist. Wir verbrachten unsere Abende mit Heißer Schokolade + Baileys im Whirlpool, gingen shoppen, backten Kekse und sahen kitschige Liebesfilme. Also Entspannung pur!
Eine kleine Weihnachts-Wanderung durch
das Wüstengebiet in Phoenix!
Zwei Tage nach Weihnachten kam dann bereits meine Familie - naja, jedenfalls ein Teil von ihnen (Meine Eltern und meine Schwester Nora) - in Phoenix an. Es war sehr ungewohnt, aber sehr, sehr schön meine Familie nach so langer Zeit wieder in die Arme schließen zu können. Wir verbrachten noch einen Tag mit Slovenskys, bevor wir uns dann auf den Weg Richtung Grand Canyon machten. Der Weg dorthin führte durch eine scheinbar niemals endene Wüstenlandschaft mit malerischen Bergen und kleinen verlassenen Örtchen auf dem Weg. Eine solche Landschaft sollte uns noch den Rest der Reise erwarten, denn der ganze Westen ist von verlassenen Wüsten geprägt.
Der Grand Canyon war atemberaubend. Als ich ein Kind (gerade mal in der Grundschule) war, sah ich einmal ein Bild vom Grand Canyon und seit diesem Tag wollte ich schon immer einmal dorthin. Und obwohl ich die Landschaft wunderschön und auch geologisch gesehen sehr interessant finde, habe ich es mir noch atemberaubender vorgestellt. Ich denke, dass es ein bisschen an den Touristenmassen lag - aber die Natur selbst ist wirklich einzigartig. 
Meine verknallten Eltern vor dem Grand Canyon!
Gar keine Touristen waren dafür im Hopi-Gebiet zu finden, einem weitläufigen Indianer-Reservat, das immer noch von den Ureinwohnern bewohnt und verwaltet wird. Das Hopi-Gebiet ist wie aus der Zeit gefallen: Heruntergekommene Behausungen, kaum Infrastruktur, winzige Dörfchen und in der Natur sind Kojoten und Wildpferde zu entdecken. Wir besuchten dort ein Museum, das aber auch sehr heruntergekommen, wenn auch interessant war. Es ist schon merkwürdig, wie so viele Kulturen in einem einzigen Land nebeneinander her existieren. Vom Eindruck her könnten all diese Plätze auch auf verschiedenen Kontinenten liegen.
Kein Windows-Hintergrund...
Der Lower-Antilope Canyon.
Anschließend fuhren wir zum Lower Antilope Canyon, welcher definitiv ein Highlight war. Habt ihr schon mal diese Windows-Hintergründe von den tief orangenen Schluchten gesehen, bei denen man immer denkt, dass die Farben bearbeitet sind? Der Lower Antilope Canyon sieht tatsächlich genau so aus! Aber auch hier war es leider sehr überfüllt. Mich nervt es eigentlich, wenn Touristen sich über andere Touristen beschweren, aber manchmal wäre es wirklich schön, wenn man mehr Platz hätte, um Orte zu genießen. Aber das denkt sich wahrscheinlich jeder. Nach dem Lower Antilope Canyon stoppten wir noch beim Staudamm des Lake Powell, der das Trinkwasser-Reservoir für ganz Arizona ist und direkt an der Grenze zu Utah liegt. Utah durchquerten wir dann auch kurz, als wir uns auf dem Weg zu einer Landschaft namens Death Valley befanden.
Das Death Valley ist ein gleichzeitig gruseliger, aber auch faszinierender Ort. Hier befindet sich der tiefste Punkt Nordamerikas (mit 85,5 Metern unter dem Meeresspiegel). Kein Zivilisation. Keine Pflanzen. Keine Menschen. Dieser Ort ist verlassen und anscheinend ziemlich lebensfeindlich. Es ist echt merkwürdig, wie man in Amerika Stunden und Stunden Auto fahren kann, ohne auch nur einer Menschenseele zu begegnen. Dann kommt man an einen Touristenpunkt, wie Badwater (der tiefste Punkt im Death Valley) und plötzlich sind die Menschen überall. Man fragt sich jedes Mal, wo diese ganzen Leute wohl plötzlich alle herkommen. Diese Frage ist mir bisher unbeantwortet geblieben. 
Die Lieben, die mich über Weihnachten aufnahmen :)
Im Death Valley ist der Boden schneeweiß, weil er mit einer dicken, dicken Schicht Salz bedeckt ist und die Temperaturen sind viel, viel heißer als in der restlichen Umgebung. Das Death Valley hat extreme Bedingungen, aber genau das macht es eben auch so besonders. 
Die Zeit verging und wir steuerten immer mehr auf Silvester zu. Und wenn man schon im Westen der USA ist, dann gibt es doch eigentlich nur genau einen Platz, an dem man Silvester verbringen muss: Genau: Las Vegas, Nevada! Mein erster Eindruck der Stadt war erst einmal mittelmäßig, da ich von den ganzen blinkenden Lichtern und Werbereklamen überfordert war - schließlich hatte ich ja all die Tage zuvor in einer verlassenen Wüstenlandschaft verbracht... Amerika: Das Land der Gegensätze.
Als wir unser Hotel betraten, welches gleichzeitig auch ein Kasino, Restaurant, Bar, Einkaufszentrum und Nachtclub war, schockten mich die Personen, die mir ins Auge sprangen. An den Spielautomaten saßen größtenteils Menschen, die bereits viereckige Augen hatten und denen ich gerne ein paar
Las Vegas, Baby. (Habe nur verloren :D )
Runden Schlaf ans Herz gelegt hätte.
Beim Shopping für das Silvesteroutfit erwies sich der riesige Komplex unseres Hotels dann aber als sehr hilfreich. So gingen wir 1-A-gestyled auf eine Schicki-Micki-Silvesterparty in eine Lounge in Las Vegas' höchstem Turm. Open Bar und open Buffet versprachen eine feuchtfröhliche Nacht, welche dann auch genau so ablief, wie ich es mir vorgestellt hatte. Las Vegas bestätigte sein Klischee als Stadt der Reizüberflutungen - Wir befanden uns auf einer Party mit Gogo-Tänzerinnen, einem gigantischem Ausblick über die leuchtende Stadt, aller Art von Essen und Getränken und einem coolen DJ. Auch wenn mir der Schicki-Micki-Lifestyle sonst eher nicht so zusagt, war es für eine Nacht wirklich witzig, sich einmal darauf einzulassen.
Nicht so witzig war es dann, als meine Schwester und mein Vater mich am 01.01.2017 um 6:30 Uhr morgens weckten, weil sie keine Zeit verschwenden wollten. Von allen Tagen im Jahr gibt es einen, den man wirklich ausschlafen sollte: den ersten. Aber na gut.
Ein hohler Mammut-Baum im
Redwood Nationalpark
So machten wir uns in aller Frühe (und mit starkem, unerhörten Protest meinerseits!) in Richtung kalifornischer Grenze auf. Die Fahrt dauerte einige Tage. Auf diesem Weg kamen wir zu meinem absoluten Highlight der Reise: Dem Redwood Nationalpark. Das ist ein riesiger Wald von Mammut-Bäumen (die zu den höchsten Bäumen der Welt gehören). Die Gegend war tief nebelig und hatte eine Stimmung, die zwischen zwielichtig und in-sich-ruhend lag. Mir gefallen solche unangetasteten Naturgebiete immer sehr gut und mit einem Spaziergang durch solche kann man mich leicht glücklich machen. Der Wald erinnerte mich bezüglich der Luft und der engen, bergigen Wege beinahe ein bisschen an den Regenwald in Sri Lanka. 
In Kalifornien stoppten wir unter anderem (eher zufällig) in einem kleinen Örtchen namens "Half Moon Bay". Schon allein der Name gefällt mir gut. Er klingt wie ein kleines, magisches Örtchen. Klein ist es auf jeden Fall, aber auch sehr typisch kalifornisch. Die Menschen dort wirkten alle sehr entspannt und der Ort ist von einer ausgeprägten Surfer-Kultur geprägt. Wir verbrachten die Nacht dort, damit wir am nächsten Tag im Hellen über die Golden Gate Bridge in San Francisco fahren konnten.
San Franciscos hügeligen Straßen :)
 San Francisco ist mein neuer Lieblingsort in den USA, jedenfalls wenn es zum potentiellen Wohngebiet kommt. Leider ist die Stadt unfassbar teuer - man bezahlt 2500 Dollar für ein Ein-Zimmer-Apartment. Aber die Stadt selbst ist perfekt. Sie ist schön, groß, liberal, vielseitig und obwohl es eine Großstadt ist, sehen die Häuser alle aus wie solche in Altstädten. In San Francisco erkundeten wir dann ebenfalls die Stadt, aber leider hatten wir zuvor nicht bedacht, uns Karten für Alcatraz, das ehemalige Schwerverbrecher-Gefängnis auf einer kleinen Insel in der Bucht von San Francisco zu besorgen... Ein guter Grund für mich noch einmal dorthin zurückzukehren! ;)
Tatsächlich habe ich dort aber mit dem Lehrer einer deutschen Schule geredet und mir die Visitenkarte der Schule geben lassen. Mit der Zeit kann ich mir immer besser vorstellen, mal für eine
Zeit im Ausland an einer deutschen Schule zu unterrichten.
Landschaften, die auf einer Autofahrt durch Kalifornien
am Wegesrand liegen...
Nach San Francisco ging es dann leider zurück nach Holland, Michigan: Back to school. Meine Eltern wurden dabei von DeJongh's aufgenommen, einer Familie hier im Ort, die fast so etwas wie meine Gastfamilie sind. Offiziell sind sie das zwar nicht, aber sie laden mich oft zum Brunch oder ähnlichem ein. Diese Familie ist einer der Gründe, warum es mir mittlerweile viel besser in Holland geht, als zu Anfang.
Meine Schwester hingegen übernachtete bei mir im College, was ich total schön fand. Ich hab es gern, wenn jemand bei mir übernachtet und man abends noch quatschen kann. Nach all der Zeit, die ich hier allein verbracht habe, tat es gut meine Eltern und meine Schwester bei mir zu haben.
Allerdings war es auch sehr ungewohnt, weil ich mir eben in der ganzen Zeit hier ein Leben aufgebaut habe, in dem es letztendlich nur mich gibt. Und sobald die Familie da ist - das kennt wohl jeder - ist man wieder das Kind und die kleine Schwester, für die man sich selbst gar nicht mehr hält. Ich bin sehr gespannt, wie das wird, wenn ich wieder nach Deutschland zurückkehre, da es mir gar nicht mal so leicht
So sah unser Roadtrip allerdings den größten
Teil der Zeit aus. Endlose, meschenleere
Straßen durch die Wüste.
fiel, meine Rolle wiederzufinden, als meine Familie hier war. Erst jetzt habe ich gemerkt, dass sich mein "Ich" mit dem Auslandsaufenthalt bereits ein kleines bisschen neu definiert hat. Aber ich denke, dass das etwas gutes ist.
Es war natürlich schwierig, als meine Familie dann fuhr, denn das war der ganz offizielle Punkt, an dem die spaßige Zeit der einmonatigen Weihnachtsferien vorbei war. Es war so schön herumzureisen und all diese Erfahrungen und tollen Bekanntschaften machen zu dürfen. Ich weiß auch sehr zu schätzen, dass meine Eltern mir in der zweiten Hälfte der Ferien ermöglicht haben, so unglaublich viel zu sehen. Es ist einfach vom kleinen Örtchen in die große Welt zu gehen. Aber es ist gar nicht so einfach, von der großen Welt wieder zurück ins kleine Örtchen zu gehen.
Aber na gut: Was sein muss, muss sein. Auf's neue Semester! Die Halbzeit meiner Zeit in den USA liegt nun bereits hinter mir... unglaublich.






Samstag, 14. Januar 2017

San Diego, du machst mich happy

Als ich Los Angeles schweren Mutes verließ, heiterte mich zumindest der Blick aus dem Zugfenster auf. Die Zugestrecke von Los Angeles nach San Diego führt direkt an der Pazifikküste entlang und so bekam ich eine Wahnsinns-Aussicht aufs Meer.
Balboa-Park bei Nacht
Als ich dann in San Diego angelangte, nahm ich mir (wie üblich) ein Uber zu meinem Hostel, das dieses Mal total sauber und schön und sogar zentral war. Ich glaube Uber wird langsam zu meiner Freunde-finde-Plattform, denn auch hier hatte ich wieder wahnsinniges Glück mit meinem Fahrer. Wir verstanden uns super gut und trafen uns noch am selben Abend, an welchem er mir den Balboa-Park bei Nacht zeigte. Der Balboa-Park ist ein riesiger Komplex, in dem es viele Museen, Theater aber auch viele Grünflächen und Wald gibt. Durch die Weihnachtszeit war das Gelände super schön beleuchtet und deshalb umso schöner. Der Mann, der mich rumführte, heißt Ron und ist wahrscheinlich einer dieser Menschen, mit denen ich für immer befreundet sein werde. Wir konnten uns über Gott und die Welt unterhalten und es war super lustig. Am nächsten Tag erkundete ich die Stadt dann auf eigene Faust, wobei ich mal wieder alle möglichen Touristenpunkte abklapperte.
Darunter das Cabrillo National Monument. Das ist die Stelle, an der die spanischen Siedler zum ersten Mal Amerika vonseiten der pazifischen Küste betreten haben sollen.Von dort aus hatte ich nicht nur einen Ausblick über ganz San Diego und bis zum Horizont über den Pazifischen Ozean, sondern konnte sogar bis nach Mexiko sehen. Ursprünglich wollte ich sogar einen Tagestrip über die Grenze nach Mexiko machen, habe diese Überlegung dann aber verworfen, als mir mehrere Leute dringend davon abrieten, weil es unsicher sei.
Das Cabrillo-Monument
Unsicher wurde es dann aber trotzdem noch, als ich von dem Cabrillo Monument, welches mitten im Nichts in den Bergen liegt, wieder zurück in die Zivilisation wollte. Ich konnte mich weder von einem Taxi noch von einem Uber abholen lassen, weil jedes Auto, welches das Gelände befährt, eine Gebühr bezahlen muss. Also entschied ich mich den Bus zu nehmen. Es war 5 Minuten bevor das Monument schließt, als ich den letzten Bus an der Haltestelle stehen sah. Ich rannte los, kam noch rechtzeitig an und klopfte bittend an die Fahrertür. Der äußerst sympathische Busfahrer (ähäm...) sah mich an, zuckte mit den Schultern und fuhr ab. Na toll. Da stand ich also, kurz bevor es dunkel wurde, ganz allein, mitten im Nichts. Da ich keine andere Wahl hatte, beschloss ich zu laufen. Bei dem Gedanken daran, dass es in den Bergen San Diegos Kojoten, Berglöwen und andere Tiere gibt, denen man nicht allein in der Dunkelheit begegnen möchte, wurde es mir mulmig im Bauch.
Auf meinem Weg zum Ausgang des weitläufigen Geländes hielt plötzlich ein Pick-Up-Wagen neben mir an. Zwei Männer, welche ungefähr in meinem Alter waren, sagten, dass sie mitbekommen hätten, dass ich den Bus verpasst hatte. Sie fragten, ob ich eine Mitfahrgelegenheit bräuchte. Ich hatte die Wahl dazwischen, mit zwei wildfremden Kerlen ins Auto zu steigen, oder allein durch eine dunkle, verlassene Gegend zu irren.
Die Kerle sahen nett und typisch amerikanisch aus. Die von der Sonne gebleichte Surfer-Frisuren und breite Zahnpasta-Werbung-Lächeln waren mir sympathisch. Hinten im Pick-Up-Truck waren zwei Surfboards gelagert und das ganze Auto war auf liebevolle Art und Weise chaotisch. Ich sprang also ins Auto und wurde nach ein paar Minuten lockerer. Mir ist bewusst, dass die Entscheidung mit den beiden ins Auto zu steigen, riskant war, aber ich bin mir unsicher, ob meine Alternative besser gewesen wäre. Am Ende ist dann aber alles gut gegangen. Die beiden Surferboys namens Brad und Dylan (...natürlich, denn amerikanischer geht es ja kaum) waren super freundlich und setzten mich an einem Ort ab, an den ich ansonsten wahrscheinlich niemals gefunden hätte: Ocean Beach. Eigentlich wollten sie mich noch herumführen, aber als wir dann keinen Parkplatz für das Auto fanden, trennten wir uns bereits im Wagen und ich ging auf eigene Faust weiter.
Der lange Pier in Ocean Beach...
Ocean Beach ist ein sehr süßes, alternatives Örtchen, an welchem es überall nach Gras riecht. Es ist bekannt für den längsten Pier Kaliforniens und seine ausgeprägte Surfer-Kultur. Zu meinem Glück fand genau an dem Tag, an welchem ich dort war, ein Farmer's Market statt, auf welchem von Seifen, über Schmuck, Essen und Anziehsachen alles angeboten wurde.
Am folgenden Tag fuhr ich dann zu den Steilklippen La Jolla. Obwohl es sehr verregnet war, war es ein ganz besonderer Ort für mich. Das Wasser peitschte gegen die Klippen, welche deutlich von den ständigen Konfrontationen mit dem Meer geformt sind. Manchmal denke ich, dass es besonders schön ist Orte, die für ihr gutes Wetter bekannt sind, bei regnerischem Wetter zu sehen. Ich habe das Gefühl, dass ich erst dann das "wahre Gesicht" eines Ortes sehe. Außerdem verschwinden mit dem Sonnenschein natürlich auch die Touristenmassen. La Jolla bietet neben den Buchten und Stränden auch Massen an Seehunden, die sich auf den Sandabschnitten entspannen.
Die Seehunde in La Jolla
An meinem nächsten und letzten Tag traf ich mich dann nochmals mit Ron, der mich noch ein bisschen durch die Stadt führte und mir unter anderem die Coronado-Brücke zeigte. Nachdem wir diese überquert hatten, kamen wir zu einem winzig kleinen Strand, an dem private Ruderboote lagen. Von diesem kleinen, verlassenen Strand konnte man ganz San Diego im Dunkeln bewundern - wieder einer dieser Punkte, die zwar nicht touristisch, aber atemberaubend schön sind. Des Weiteren fuhren wir mitten in der Nacht nach Old Town San Diego, die angeblich verspukt sein soll. Es war tatsächlich ziemlich unheimlich, zwischen den alten, knarrenden Häusern entlang zu gehen und darauf zu warten, dass ein Zombie um die Ecke biegt. Passierte dann leider nicht... aber Vorfreude ist ja bekanntlich die schönste Freude. ;)
Den Abend beendeten wir dann noch mit ein Paar Drinks in einer Gay-Bar, in die wir uns zwar eher zufällig verirrten, die aber unglaublich cool - wenn auch sehr gezielt hipster - war. Am nächsten Tag ging dann mein Flug nach Phoenix, Arizona, wo ich mit der ehemaligen Gastfamilie meiner Schwester Esther Weihnachten verbringen sollte. Wenn ich jemals in Amerika leben sollte, dann wahrscheinlich in San Diego (...oder San Francisco). Ich liebe es!

Dienstag, 20. Dezember 2016

Los Angeles, du bringst Sonne in mein Herz

Santa Monica Pier
Nachdem ich Utah verließ, führte mich mein Weg nach Los Angeles. Aus dem Flugzeug sah ich bereits, welch riesiges Ausmaß diese Stadt haben musste: Die Lichter am Boden nahmen einfach kein Ende. Trotz der Größe der Stadt gibt es aber nur sehr spärlichen öffentlichen Verkehr, was mir erst so richtig bewusst wurde, als ich am Flughafen in L.A. ankam und ich keine gute Verbindung zu meinem Hostel finden konnte. Kurzentschlossen nahm ich mir dann ein Uber, welches von nun an mein Dauertransportmittel werden sollte. Für die, die es nicht wissen: Uber ist eine App, mit der man eine Art privates Taxi anfordern kann. Es sind praktisch Privatpersonen, die sich einfach in die App einlinken können und dann Taxi spielen. Die Bezahlung läuft direkt über die App per Kreditkarte.
Eine Extra-Option bei Uber nennt sich "Pool": Diese Option bietet an, dass man sich die Fahrt mit anderen Menschen teilt, die in die gleiche Richtung fahren wollen. Dabei lernt man in der Regel unglaublich viele Leute kennen und es macht Spaß, sich mit dem Fahrer und den Mitfahrern zu unterhalten. Durchschnittlich wartet man gerade mal fünf Minuten auf ein Uber, weil es (zumindest in LA) sehr viele von diesen gibt.
Angekommen in meinem Hostel, war ich dann erst einmal etwas enttäuscht. Während ich bisher nur gute Erfahrungen mit Hostels gemacht habe, war mein Hostel in LA recht dreckig und bot wenige Möglichkeiten, die anderen Hostel-Bewohner kennenzulernen. Die Lage war dafür super: Mein Hostel lag direkt auf dem Walk of Fame - so zentral, dass ich sobald ich einen Fuß aus der Tür setze, auf einem Stern stand. Und wieder für die, die es nicht wissen: Der Walk of Fame ist eine ewig lange Straße, die sich durch Hollywood zieht. Auf dem Boden reihen sich dabei Sterne, welche Künstler (Schauspieler, Sänger, Comedians,...) auszeichen, die besonders gewertschätzt werden. Der Walk of Fame ist das Zentrum Hollywoods. Zumindest über die Lage des Hostels kann ich mich also absolut nicht beklagen.
Der atemberaubende Blick vom Griffith Park. Liebe.
Da es - wie gesagt - schwierig war, Leute in dem Hostel kennenzulernen, erkundete ich die Stadt auf eigene Faust. Darunter fuhr ich durch die Hollywood Hills, wo ich dann auch direkt Christina Aguilera im Auto zu Gesicht bekam und fuhr anschließend nach Santa Monica. Beides gefiel mir sehr gut. Besonders Santa Monica, was direkt am Strand liegt, hat mich aber besonders begeistert. Junge Musiker, die auf dem Pier versuchen den American Dream zu leben, der Pazifische Ozean und viele kleine Bars in den Straßen machen die Gegend einfach schön.
Als ich dann von Santa Monica zum Hostel zurückkehren wollte, nahm ich wieder ein Uber. Der Fahrer, Steve, war dieses mal nur wenig älter als ich und wir verstanden uns so gut, dass wir die ganze Fahrt über lachten und redeten. Wegen des stockenden Verkehrs saßen wir ca. 1,5 Stunden zusammen im Auto und kamen irgendwann zum Thema "was ich unbedingt mal machen will". Ich erzählte, dass ich schon immer mal mit einer Pistole oder einem Gewehr schießen wollte. Er erzählte mir dann, dass sein Kumpel mehrere Waffen hätte und er mich am nächsten Tag zu einer Schießbahn mitnehmen könnte. Ich, die schon total enttäuscht war, keine coolen Leute im Hostel getroffen zu haben, war total begeistert. Kurz entschlossen sagte ich also zu.
Ebenfalls im Griffith Park (Hollywood Sign)
Am nächsten Tag schaute ich mir aber erst einmal weiter Los Angeles an. Ich fuhr zu den Universal Studios. Ich schaute mir aber nur das Drumherum an, weil der Eintritt in die Studios bei 130 Dollar anfängt und ich mir das nicht leisten konnte. Es hat sich aber trotzdem gelohnt, weil auch die ganze Umgebung wie ein Märchenland aussieht. Danach fuhr ich in den Griffith Park, zum Griffith Observatory, welches in den Hollywood Hills liegt. Ich hatte das seltene Glück, dass der Himmel kein bisschen bewölkt war und ich einen freien Blick über ganz L.A. und bis zum Hollywood-Zeichen hatte. Ich kam während des Sonnenuntergangs dort an. Als ich dort oben stand und diesen wunderschönen Blick hatte, raubte mir die Welt für einen kurzen Moment den Atem. Es war einer dieser Momente, in denen man das Leben einfach wertzuschätzen weiß. Einer dieser Momente, von denen man genau weiß, dass man sich für immer daran zurückerinnern wird, wie man als kleines, unbedeutendes Persönchen dort oben in den Hollywood Hills stand und überwältigt davon war, wie schön die Welt eigentlich ist. Mit all den schlimmen
Legt euch nicht mit mir an. Ich weiß jetzt,
wie man eine Waffe benutzt... Haha
Dingen, die zurzeit in der Welt passieren, vergisst man nämlich manchmal, dass wir es sind, die die Welt mit unserem Hass, unserer Gier und der Gewalt gegen Menschen hässlich machen. Und in diesem Moment wurde ich einfach daran erinnert, dass die Welt selbst, also das was sie uns ganz grundlegend bietet, beinahe magisch ist. Und ich bin froh, dass ich auf meiner Reise solche Momente erleben darf.
Abends war ich dann mit Steve verabredet. Er schickte mir dir Adresse und ich machte mich auf den Weg. Die Schießbahn befand sich in einem Industriegebiet in Los Angeles. Mit jedem Meter den ich mich dem verabredeten Ort näherte, zweifelte ich mehr, ob es wirklich gut war, sich mit einem nahezu Fremden und seinem Kumpel zum Schießen zu treffen. Aber auf der anderen Seite hatte ich mich mit Steve so gut verstanden, dass ich Vertrauen hatte.
Und dieses Vertrauen wurde belohnt. Als ich ankam stand dort nicht nur Steve, sondern auch seine feste Freundin Alisha und sein Kumpel Michael. Alle drei waren super cool drauf und zeigten mir, wie ich mit der Pistole umgehen musste. Zugegeben, es kostete mich viel Überwindung abzudrücken, aber als ich es dann tat, hatte ich einen Adrenalinkick und fing an zu lachen. Ich hätte nicht erwartet, dass eine Pistole so schwer ist. In der zweiten Runde schoss ich dann mit einer größeren Waffe, stolperte zurück und fiel beinahe um als ich abdrückte, weil ich auf einen solchen Rückstoß nicht gefasst war. Die drei anderen hatten auch ihren Spaß dabei, mir (als blutige Anfängerin mit einer Waffe in der Hand) zuzusehen. (Für die gleiche Erfahrung: Siehe Video weiter unten)
Von rechts nach links:
Steve, Alisha, Michael, ich
Nachdem wir dann ein paar Runden geschossen hatten, gingen wir alle zusammen Pizza essen und anschließend noch in einer Bar. Ich bin so glücklich dieses Uber in Santa Monica genommen zu haben und somit Steve und im weiteren Sinne auch Alisha und Michael kennengelernt zu haben. Der Abend war unglaublich lustig und ich hatte am nächsten Tag sogar ein bisschen Muskelkater in den Armen (vom Schießen) und ein bisschen Muskelkater in den Wangen (vom Lachen).
Ich weiß, dass man vorsichtig sein muss, wenn man allein reist und das bin ich im Großen und Ganzen auch. Aber man muss manchmal eben auch seinem Bauchgefühl vertrauen und einfach machen. Wenn ich es nicht getan hätte, hätte ich niemals so tolle Leute kennengelernt und einen so witzigen, verrückten Abend erlebt! Nichts macht mir beim Reisen mehr Spaß, als Menschen kennen zu lernen und einfach das Leben zu genießen, ohne immer vernünftig und durchgeplant zu sein. Mein Schlüssel zum Reisen ist das Motto "Mach einfach!"
Am nächsten Morgen hieß es dann leider bereits "Bye bye, Los Angeles". Meine nächster Stopp ist dann südlich von Los Angeles, in San Diego. Ich bin traurig Los Angeles schon zu verlassen - mir hat die Stadt und auch die Natur (Berge, warmes Wetter, Meer) unglaublich gut gefallen. Ich hatte das Gefühl, dass in dieser Stadt einfach alles möglich ist. Zwischenzeitlich machte ich sogar Überlegungen, meinen Aufenthalt zu verlängern. Aber San Diego soll auch wunderschön sein und wie oft werde ich schon noch im Westen der USA sein? Dieser Aufenthalt war (abgesehen vom Hostel) aber ein voller Erfolg. Wer weiß, vielleicht führt mich mein Weg ja irgendwann noch einmal zurück nach Kalifornien...
Aber jetzt erst einmal: Hallo San Diego!


Ich beim Schießen #Gangster 



Samstag, 17. Dezember 2016

Salt Lake City, Utah

Mary und ich bei den Christmas Lights in
Downtown Salt Lake City
Das erste Semester am Hope College ist endlich geschafft! Somit ist bereits die Hälfte der Zeit meines Auslandaufenthaltes rum - die erste Zeit verging nun doch schneller als gedacht. Ich war aber überglücklich, dass der ganze Lernstress vorerst vorbei ist und ich vier Wochen Semesterferien habe.
Über Weihnachten fahre ich nicht - so wie alle anderen Internationals - nach Hause, sondern nutze die Zeit zum Reisen. Gerade in der Weihnachtszeit ist es ganz besonders schwer von meiner Familie und meinen Freunden getrennt zu sein. Schließlich habe ich nun schon eine sehr lange Zeit ohne meine Liebsten verbracht und manchmal ist es schwer auf dieses ganze Familienleben zu verzichten. Umso glücklicher war ich dann, als ich bei meinem ersten Stopp der großen Reise ankam: Salt Lake City in Utah. Hier habe ich meine frühere Gastfamilie besucht, bei der ich zwei Monate lang gelebt habe, als ich 14 Jahre alt war. Ich hatte Angst, dass es komisch werden würde - schließlich hatten wir uns sieben ganze Jahre nicht mehr gesehen. In dieser Zeit hat sich alles geändert: Meine Gastschwester ist ausgezogen und sogar bereits verheiratet, meine Gastbrüder sind so gut wie erwachsen
 und ich bin schließlich auch nicht mehr 14.
Diese Angst hat sich dann aber als absolut unbegründet herausgestellt. Ab der ersten Sekunde war es einfach nur schön. Ich habe bei meiner Gastschwester Mary geschlafen. Während wir uns damals (Pubertät!) sogar manchmal angezickt haben, haben wir uns dieses mal unglaublich gut verstanden. Wir haben die ganze Zeit gelacht, DVD-Abende gemacht, Kekse gebacken und waren shoppen: Der perfekte Kurztrip.
Marys Ehemann war an dem Wochenende nicht zu Haus, sodass sich das ganze Haus in ein einziges Mädelsparadies aus Glitzernagellack und Lockenstäben verwandelt hat. Mary ist Friseurin / Makeup-Artistin und hat mir nicht nur meine Nägel gemacht, sondern mir auch eine neue Haarfarbe verpasst (naja, jedenfall ombré).
Meine Gast-Tante und ihre Großfamilie, mit denen ich mich schon früher sehr gut verstanden habe, haben inzwischen ein Kind mehr. Als ich zur Tür hereinkam, habe ich mich direkt wohl gefühlt. Dieses liebenswerte Familien-Chaos hat mir einfach gefehlt. Meine Gasteltern haben mich zum Essen eingeladen und mir sogar ein Weihnachtsgeschenk gemacht - so süß! Außerdem waren wir Downtown bei den Christmas-Lights, die (typisch Amerika) übertrieben, aber prachtvoll und wunderschön waren.
Zugegeben: Der gigantische Jesus ist etwas...
gewöhungsbedürftig, aber die Menschen darunter sind
Schätze!!
Generell muss ich sagen, dass ich Salt Lake City viel weniger schön in Erinnerung hatte, als ich es mittlerweile empfinde. Verglichen zu dem nächst größeren Ort bei meinem College ist es wirklich tausend mal schöner! Schon alleine die Berge (eine Seite davon sind die Rocky Mountains) sind atemberaubend und ansonsten ist die Stadt einfach sehr organisiert und sauber - in Grand Rapids, Michigan sieht dagegen alles eher zusammen gewürfelt und manchmal unschön aus.
Diese vier Tage waren insgesamt einfach sehr entspannt, ganz nach dem Motto: Nichts muss, alles kann. Wir haben einfach viel Zeit mit der Familie verbracht, gequatscht, Weihnachtsfilme zusammen geschaut und mit den Kindern gespielt. Die ganze Familie ist total verrückt nach Hunden, was für mich natürlich das Paradies auf Erden war. Es ist nur schwer zu beschreiben, wie sehr mir dieses warme Gefühl einer Familie gefehlt hat. Obwohl es nicht meine Familie ist, hatte ich das Gefühl Teil von ihnen zu sein und habe mich einfach nur wohl und willkommen gefühlt. Eventuell fliege ich über Ostern nochmal nach Utah - Eingeladen bin ich jedenfalls :)
Jetzt heißt es aber erst einmal: Auf nach Los Angeles und danach quer durch den Westen der USA. Nach Weihnachten kommt dann meine Familie zu Besuch, worauf ich mich wie wild freue. Und vor allen Dingen genieße ich jetzt erst einmal die freie Zeit ohne die ganze Arbeit im College! :)

Freitag, 2. Dezember 2016

Oh Kanada ❤

Internationales Team :P
Ich dachte immer, dass mein Studium in Deutschland stressig sei. Ich habe mich häufig darüber beschwert, den ganzen Tag in der Bibliothek verbracht zu haben. Ich nehme alles zurück. Am College verbringe ich nämlich gefühlt Tag und Nacht mit Lernen und Arbeiten und am Ende des Tages ist der Berg an Aufgaben immer noch nicht kleiner. Kein Wunder also, dass ich sehnsüchtig den Thanksgiving-Ferien entgegen fieberte. Ich hatte das Angebot, mit meinen Gasteltern (mit denen ich aber noch nie etwas unternommen habe), 12 Kindern und acht Katzen Thanksgiving zu feiern. Ich habe mich über das Angebot auch wirklich gefreut, schließlich ist es cool, das ganz traditionelle Thanksgiving-Essen zu erleben. Allerdings wollte ich die Zeit lieber nutzen, um zu reisen. Außerdem haben Katzen und ich nicht die beste Beziehung zueinander. :P 
Also beschlossen Bea (spanische Teaching Assistant), ihre Mitbewohnerin Andrea und ich, die fünf Tage für einen Roadtrip nach Kanada zu nutzen. Das Thanksgiving-Essen war trotzdem drin, weil wir uns entschieden, uns ein schickes Essen in Ann Arbor, einer kleinen, sehr hübschen Studentenstadt zu gönnen. In Ann Arbor befndet sich die University of Michigan und es war echt interessant, mal eine der großen Universitäten der USA zu sehen. 
Am nächsten Tag ging es dann weiter nach Toronto in Kanada. Es war erstaunlich, wie locker die Grenzbeamten Kanadas waren, wenn man mal bedenkt, wie kompliziert es ist, in die USA einzureisen. An der Grenze brauchten wir nichts außer unseres Reisepasses. In Toronto angekommen, waren wir dann erst einmal total begeistert von unserer Unterkunft: Wir hatten eine Wohnung über Airbnb gebucht, welche sich als ein wunderschönes Apartment im 26. Stock eines Hochhauses mit Portier herausstellte, von welchem aus man über ganz Toronto blicken konnte.
Wir besichtigten die Stadt und atmeten wohltuende Großstadtluft ein, bevor wir uns dann Abends alle zusammen schick machten, um auszugehen. Bevor wir Heim kamen, besorgten wir uns noch Wein und Cider, schließlich sind wir sonst an unseren strikten, alkoholfreien College-Campus gebunden.
Wir hatten uns alle so darauf gefreut, mal wieder tanzen zu gehen. Wir zogen also voller Motivation los, um die Stadt unsicher zu machen. Nach 1,5 Stunden Durch-Kälte-Wandern, hatten wir immer noch keinen Club gefunden. So kam es, dass wir zwei Kanadier, die uns zufällig über den Weg liefen (ein Arzt und ein Bänker), ansprachen, um uns einen Tipp geben zu lassen. Diese erklärten uns, dass es in Toronto nicht üblich sei, in Nachtclubs zu gehen und es deshalb kaum welche gäbe. Sie luden uns dann aber ein, mit ihnen in die nächste Bar zu ziehen, was wir auch annahmen. Der Abend wurde dann doch noch ganz lustig. Ich fragte die Kellnerin in der Bar, ob sie mein Bier mit Sprite mixen könne, woraufhin mich nicht nur diese, sondern auch alle anderen am Tisch auslachten. Ich sei ja gar keine richtige Deutsche, wenn ich kein normales Bier trinken würde. Pff, die wissen ja gar nicht, was sie mit Alster verpassen. 
Die Niagara-Fälle - wunderschön!
Um 2:00 nachts stellte sich dann heraus, dass die letzte Runde in jeder Bar in Toronto um 2:00 ausgeschenkt wird. Na toll. Aber der Abend war trotzdem lustig und als wir dann zurück ins Apartment kamen, ließen wir Mädels den Abend noch gemütlich auf der Couch ausklingen.
Der Samstag war dann mein Lieblingstag. Wir setzten unseren Roadtrip fort und fuhren zu den Niagarafällen, welche einfach atemberaubend schön sind. Schade fand ich es allerdings, dass die Wasserfälle von einer ziemlich hässlichen Casino-Stadt voller Leuchtreklame umgeben sind. Schöner fände ich es, wenn die Umgebung ein Naturschutzgebiet wäre, anstatt mit grellen Farben und Fastfood-Restaurants voll gekleistert zu sein. Aber abgesehen von der Umgebung waren die Niagarafälle wirklich ein Traum. Mit einem Boot fuhren wir ganz nah heran, wodurch wir zwar klatschnass wurden, aber einen wunderschönen Blick hatten. Zwischen den Wasserfällen flogen hunderte von Vögeln herum, die sich inmitten des ganzen Wassers pudelwohl zu fühlen schienen.
Da wir bei der Bootstour so nass geworden waren, waren wir vor Kälte am Zittern, als wir zurück auf das Festland traten und verbrachten deshalb nicht mehr viel Zeit in der Stadt (welche übrigens auch Niagara Falls heißt), sondern setzten uns mit einem warmen Kaffee ins Auto und fuhren zurück in unsere Unterkunft in Toronto. 
Die Crew <3 Andrea (rechts), Bea (Mitte) und ich :)
Auch an diesem, dem letzten Abend gingen wir aus und zur Feier der Reise recht schick essen. Wir gönnten uns nicht nur gutes Essen, sondern auch guten Wein. Als sich herausstellte, dass das Fleisch von Andreas Gericht nicht ganz durch war und sie deshalb Bescheid sagte, wurde uns die ganze Rechnung erlassen und noch Dessert oben drauf gelegt. Das Restaurant war recht schick und aus diesem Grund wurden wir wie Königinnen behandelt, als sich herausstellte, dass die Küche einen Fehler gemacht hatte. Wir kamen uns vor wie die größten Schnorrer, da uns bereits am Abend zuvor die beiden Kanadier auf alle Getränke eingeladen hatten (trotz Protest!) und nun auch noch unser Dinner bezahlt wurde. Aber... Naja wir sind Studenten, wir brauchen das Geld haha.
Am Sonntag schauten wir uns dann noch Chinatown an und machten uns Nachtmittags auf die siebenstündige Rückfahrt. Der Grenzübergang nach US-Amerika glich dann - wie gewohnt - einer Schwerverbrecher-Behandlung, aber letztendlich hat ja alles geklappt.
Den Rest der Fahrt hörten wir dann 80er- und 90er-Musik, sangen lauthals mit und tanzten im Auto... (siehe Video). Eben genau so, wie sich das für einen richtigen Roadtrip gehört ;)
Es war auf jeden Fall ein Traum einmal nach Kanada zu reisen. Ich hätte nicht gedacht, dass ich das jemals sagen würde, aber es gibt mit Kanada tatsächlich einen Ort, welcher noch einsamer wirkt als die USA, wenn man über's Land fährt. Aber es ich mag Kanada wirklich gerne. Schon allein, wie sich die Menschen anzogen: Keine Jogginghosen und Hoodies, endlich hatte man wieder einen Reiz, sich auch selbst mit dem Äußeren Mühe zu geben haha. Und es gab Brötchen dort - Highlight! 
Besonders positiv nehme ich von dem Trip aber die Freundschaft zu Andrea mit. Ich war bereits vorher mit Bea befreundet, aber Andrea und ich haben uns durch die Reise erst so richtig kennen gelernt und verstehen uns echt super. Alles in allem ein wunderbares Mädels-Wochenende!
Am Montag hieß es dann leider wieder: Back to school, back to reality. Aber nun ist es nur noch eine Woche, bis die Weihnachtsferien anfangen und mich meine Reise in den Westen der USA weiterführt. Ich kann das Ende dieses stressigen Semesters und den Anfang meiner fast einmonatigen Reise kaum erwarten. Vor allem aber auf den Besuch meiner Eltern und meiner Schwester Nora kurz nach Weihnachten freue ich mich schon wahnsinnig doll! 

Samstag, 19. November 2016

Gedicht für "IMAGES" - Repräsentation von Kulturen.


Hier das Gedicht über deutsche Klischees. Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet ich mal in positiver Weise Deutschland repräsentieren würde? Na gut, es war mein Job, aber es hat Spaß gemacht! Auf englisch schreiben, fällt mir definitiv nicht so leicht, wie auf deutsch ;) Es ging dabei darum einen lustigen Abend zu haben, die aufgezählten Klischees sind also nicht todernst zu nehmen! Und achja... Der letzte Part geht an dich, Trump!

Yes, I am German, but I do not only drink beer.
Yes, I am German, but I do not attend the Oktoberfest every single year.
This culture is so much more and so much less than people expect. Germans don’t mean to be rude, but in Germany being distant means showing respect.
Our language sure can sound kind of rough, but we promise: Germans actually often do laugh.
There are so many more cities than Munich, Frankfurt and Berlin.
We have a sad history, but Germany really is not anymore how it once has been.

Yes, being on time is important in our country, but sometimes even Germans are late.
Yes, we do have to pay a lot of taxes, but that’s because we are a welfare state.
And it’s true that we party a lot, but we also work really hard to achieve our goals. But there are so many prejudices which we are not. We are 82 Million people and 82 Million different souls.

Just like Americans do not all eat fast food every single day, we also do not fulfill every single cliché.
There is this preconception that Germans love rules, and indeed we have a lot of those.
But loving all of them is only done by fools, not by all the German pros.

Although – or especially because – we are talking about Germans: They do not all believe in National Socialism. In fact, most Germans really detest racism and praise liberalism.
We broke down the wall in 1989 and since then Germany is actually doing pretty fine.
We are still working on finding our identity. So here we are trying to separate prejudices from reality.

There are things that Germans are crazy about; like soccer, cars and Sauerkraut.
We celebrate Christmas on December 24, Valentine’s day is a tradition which we almost completely ignore and we spend a lot of time being outdoors.
We are not all blonde and blue eyed, it is not easy for us to socialize or compromise, but admittedly we really often do criticize.
We don’t mean to be impolite, it is just really hard for us to open up. But once we do, we finally break the ice.

In Germany, there sure is a lot of lacking, but there are so many great parts, too. Isn’t it nice to see how changes in Germany day by day happen? And isn’t it great looking ahead, having a pretty good view?
For those who don’t know about Germany: It is the country where parts of American culture once began. And it also has the shape of a pacman.
It is interesting to see how many people have German ancestors, who came to the US. It is interesting to find – behind all those differences – so many connections, because of people who came here to get help, when Germany was a mess.

So maybe we should stop looking for the things that are different and start looking for our common ground. Considering our history, I bet there is gonna be a lot that can be found.
So, we all have people and things that we love. Many of us believe in something or someone above.
We all have fears and dreams and wishes and I bet every person in Germany as well as in the US has certain ambitions.
All of us see one and the same moon every single night and all of us are sometimes wrong and sometimes right.

We are all living on the same beautiful planet and even though we are all one of a kind, we have so many different beautiful talents and have all different things on our mind.
Culture sure is something that sets us apart, but to me those differences between people all over the world are some kind of beautiful art.

So let’s be excited for all those cultures and every single person we meet. Because just seeing differences would be such a shame. Knowing diversity is such a treat, especially since all our hearts are clearly the same.

Please don't make America "great again"

Manchmal habe ich das Gefühl, dass der US-amerikanische Wahlkampf in Deutschland stärker diskutiert wurde, als in den USA selbst. Jeder hat hier eine Meinung dazu, da bin ich mir sicher. Aber niemand spricht darüber. Das Thema wird totgeschwiegen, weil jeder genau weiß: Wenn ich meine Meinung äußere, stehen durchschnittlich 50% der Anwesenden gegen mich. Und viele Menschen hier scheinen nicht aus der Reihe tanzen zu wollen. Während Individualität und Auffallen in Deutschland oft eher positiv gesehen werden, habe ich das Gefühl, dass jemand mit fester, eigensinniger Meinung - zumindest in Michigan - eher negativ auffällt.
Vielleicht ist auch das der Grund dafür, dass hier bis zuletzt niemand damit so richtig damit gerechnet hat, dass Trump die Wahl gewinnen würde. Schließlich haben die Medien vermittelt, dass Hillary Clinton im Grunde die einzige Option sei - und gegen den öffentlichen Diskurs stellt man sich hier nun mal ungern. Die Menschen, die mir als sehr offen mit ihrer Meinung auffielen, waren hauptsächlich Professoren und internationale Studierende. Wenn ich dann mal Diskussionen mitbekam, dann hieß es immer "Clinton muss Präsidentin werden!" Menschen, die sich zu Trump bekannten, traf ich kaum. Dass es sie gibt, machte sich aber durch mit Kreide gemalte Statements auf dem Boden bemerkbar. Am Tag der Wahl hatten ein paar Studenten ein großes Kreidebild auf dem Gehweg vom Campus gemalt, das sagte "History has its eyes on you. Go vote". Jemand anderes hatte dann nachträglich hinzugefügt "for Trump!".
"History has its eyes on you. Vote ... for Trump"
Während der Auswertung hing ich bis zum bitteren Ende vor dem Bildschirm und chattete parallel mit Freunden. Wir regten uns gemeinsam auf, wie so etwas passieren konnte - schließlich war recht schnell abzusehen, wer den Sieg für sich gewinnen würde. Und ich frage mich immer noch: Wie konnte das passieren? Seit der Wahl zerbreche ich mir tagtäglich den Kopf darüber. Und ich bin zu einigen Schlüssen gekommen:
Wenn man hier in den großen Supermärkten wie Meijer oder Walmart einkaufen geht, dann fällt schnell auf: Viele Amerikaner haben ein ganz anderes Einkaufsverhalten, als ich es aus Deutschland gewohnt bin. Wenn man in den Supermarkt geht, hat man oft das Gefühl von völliger Reizüberflutung. Die Produktaufschriften überschlagen sich mit fettgedruckten Wörtern wie "LARGE", "EXTRA BIG", "UNBREAKABLE" etc. Und das sind die Produkte, zu denen viele Menschen völlig blind greifen, ohne dabei auf die Inhaltsstoffe oder die Qualität der Produkte zu achten. Und genau dieses Einkaufsverhalten hat auch Trump genutzt.
Trump verwendete bei seinen Reden immer sehr kurze Sätze, mit vielen einfachen Wörtern. Er wiederholte dramatische Aussagen oft bis zu drei Mal hintereinander, benutzte Wörter wie "stupid", "loser", "dangerous", "tremendous" und "huge". Ausdrücke, die nicht nur eine starke Wirkung haben, sondern auch leicht für jedermann zu verstehen sind. Clinton hingegen benutzte Wörter und Sätze, die man nur dann einordnen kann, wenn man sich bereits mit dem politischen Diskurs auseinandergesetzt hat. Was machen also viele Amerikaner? Sie "kaufen" sich den Präsidenten ein, der am lautesten "LARGE" und "UNBREAKABLE" schreit, anstatt sich darüber zu informieren, was eigentlich in der Verpackung steckt. Trump ist ein Geschäftsmann, er weiß wie er sich zu verkaufen hat. Er weiß, was die Menschen hören wollen.
Ich spreche hier natürlich nicht von der Allgemeinheit der Amerikaner. Es ist schließlich nicht zu übersehen, wie gespalten das Land zurzeit ist. Wie demokratisch ist eine Wahl, in der mehr Menschen für Clinton gestimmt haben, aber durch das Wahlmann-System trotzdem Trump das Ruder in die Hand gedrückt bekommt?
Am Hope College gab es schon innerhalb der ersten Woche nach der Wahl Ausschreitungen gegen Studierende, die Minderheiten angehören. Und das unter der Rechtfertigung der Meinung des neuen Präsidenten... Zu den Minderheiten gehören vor allem dunkelhäutige Studierende und Hispanics. Eine der Residence Halls, in der hauptsächlich internationale Studierende aus Südamerika wohnen, wird nun rund um die Uhr von Security bewacht, um den Studierenden die Sicherheit zu gewähren, die hier nicht mehr selbstverständlich scheint. Ich habe so gut wie nie Vertreter von Trump getroffen, aber plötzlich versetzen sie den ganzen Campus in Aufruhr. 
Zum Glück hat das College auf diese Probleme aber gut reagiert: Es gab nicht nur Versammlungen, in denen man über die Wahlergebnisse sprechen konnte, sondern auch (vor allem für Internationals) die Möglichkeit ein persönliches Gespräch zu suchen, um über Angst und Belastung zu sprechen.
Das Team, mit dem ich Deutschland repräsentierte.
 Der Präsident des Colleges hat eine lange Email an die Studierenden gesendet, in der er dazu aufrief die Vielfalt am Hope College zu schätzen und zu schützen. Diese Reaktionen der Colleges fand ich sehr angemessen und gut! Zwei Wochen nach der Wahl gab es eine Veranstaltung vom College, bei der alle möglichen Kulturen kreativ durch Tänze, Gesang oder Gedichte repräsentiert wurden - das perfekte Timing. Auch ein paar Deutschstudenten und ich haben Deutschland repräsentiert, in dem wir ein selbstgeschriebenes Gedicht über deutsche Klischees vortrugen. Ich werde es in einem anderen Blog-Beitrag hochladen.
Man kann an der allgemeinen Stimmung spüren, wie die Wahlen die Bevölkerung in zwei Hälften reißen. Es ist traurig und schade. Die Menschen, die bald Trump als Präsidenten haben werden, sind zum großen Teil Nachfahren von Menschen, die einst nach Amerika flohen, um der politischen Verfolgung im eigenen Land zu entkommen. Amerika stand mal für Freiheit. Die Freiheitsstatue hat eine Inschrift, die besagt: "Give me your tired, your poor, your huddled masses yearning to breathe free, the wretched refuse of your teeming shore. Send these, the homeless, tempest-tossed to me, I lift my lamp beside the golden door!" Trump tritt mit seinen Vorsätzen die Geschichte Amerikas mit Füßen. Ich wünsche Amerika und der restlichen Welt, dass Trump nicht mit all dem, was er in seinem Wahlkampf gepredigt hat, durchkommen wird.