Mittwoch, 29. März 2017

Spring Break!

Santa Monica Pier
Mit der Spring Break ("Frühlingsferien") stand meine letzte große Reise bevor. Diese sollte ursprünglich mal an einen neuen Ort gehen, wie zum Beispiel Florida, wo die meisten Leute für die Ferien hinfahren, weil es dort um diese Zeit so warm ist. Ich habe mich dann allerdings umentschieden und bin noch einmal für ein paar Tage zurück nach Los Angeles, Kalifornien geflogen.
Dort habe ich mich mit Alisha und Steve (meinen Freunden vom letzten Mal) getroffen und ganz faul am Strand in der Sonne entspannt.
Die Entscheidung nach Los Angeles zurückzufahren, hatte verschiedene Gründe. Zum einen wollte ich gern noch einmal Alisha und Steve sehen und zum anderen war es etwas günstiger als Florida. Außerdem LIEBE ich Kalifornien! 
Da ich ziemlich knapp bei Kasse war, machte ich einen extrem-low-budget Urlaub. Ich besuchte keine Sehenswürdigkeiten, die Eintritt kosteten und aß fast gar nicht in Restaurants, sondern machte
Venice Beach Boardwalk
mir selbst Essen in der Küche meiner Airbnb-Unterkunft - welche übrigens die versiffteste Küche war, die ich in meinem Leben je gesehen habe! :D Aber das war schon okay, ich habe mich so oder so nur zum Essen und Schlafen in dem Zimmer aufgehalten.
So richtig viel gibt es über Los Angeles gar nicht zu erzählen. Es war einfach wunderschön dort zu sein. Die Menschen in Kalifornien scheinen so viel liberaler und offener zu sein als in Michigan... ich denke, die Sonne macht's! Meine Höhepunkte der Reise waren dieses Mal die Public Library, in welcher es eine gratis Tour gab, die von einer Studentin geführt wurde, die nicht viel älter war als ich. Die Bibliothek ist wunderschön und hat viele Details, die ich ohne Anleitung niemals entdeckt hätte. Aber noch viel schöner war ein Bücherladen für gebrauchte Bücher, der sich "the last Bookstore" nennt und für seine Einzigartigkeit berühmt ist. Ein alter Raum mit hohen Decken, in dem sich die Bücher nur so stapeln. In der zweiten Etage sind kleine Räume von verschiedenen Künstlern belegt, die dort ihre Ausstellungen präsentieren. Alles kostenlos. Dieser Buchladen hatte eine so einzigartige Stimmung, dass ich anstatt der ursprünglich geplanten 20 Minuten direkt 2,5 Stunden dort
The Last Bookstore! <3
vertrödelte. Als ich den Laden verließ, verlief ich mich in Downtown Los Angeles (mal wieder - trotz Google und Geographie-Studium passiert mir das ständig!). Es stellte sich aber als gut heraus, als ich auf einen kleinen Straßenmarkt stieß, auf welchem handgemachter Schmuck, Kleidung, sonstiges Allerlei und frisches Obst und Gemüse verkauft wurde. Der Markt war total süß und ganz klein. Das ist wirklich toll an L.A.: Obwohl diese Stadt so unglaublich groß ist, findet man immer wieder kleine "Oasen" in dem Trubel der Metropole.
Als ich dann zurück nach Michigan kam, hatte ich immer noch die Hälfte meiner Ferien vor mir. Zum Glück hatte aber meine Freundin Andrea ihr Auto auf dem Campus gelassen, während sie verreist war und hatte mir und Bea erlaubt, es für diese Zeit zu benutzen. Damit konnten Bea und ich ein bisschen die Gegend erkunden und fuhren zum Beispiel in die nächst größere Stadt Grand Rapids (welche in Deutschland als kleiner Ort bezeichnet werden würde...).
Wenn die Handwerker kurz mal Pause
machen... und dann nie wieder kommen.
Das war auch wirklich gut, da ich nämlich die einzige aus dem Haus war, die so früh aus den Ferien zurückkehrte. Alle anderen waren bei ihren Familien oder Freunden zu Hause. Als ich "nach Hause" kam, erwartete mich ein komplett verdrecktes Haus. In der Küche standen Essensreste an der offen Luft herum und das Bad war nicht gerade besser (Shoutout an meine Mitbewohner). Also hatte ich erst einmal einen Putz-Anfall, bis ich mich wieder halbwegs wohl im Haus fühlte. Als ich dann duschen wollte, erwartete mich der nächste Schrecken: Das Badezimmer war halb zerlegt und die Tür war verschwunden. Es stellte sich heraus, dass das College irgendetwas im Bad erneuern wollte, angefangen hatte und dann schlicht vergessen hatte, es zu Ende zu bringen. Obwohl ich meiner Hausleiterin sofort Bescheid sagte, dauerte es eine ganze Woche, bis wir unsere Tür wieder bekamen. Das zögerte sich länger hinaus, als die Ferien dauerten, was zur Folge hatte, dass wir alle ohne Tür duschen mussten. Eine wahre Freude in einem Haus, in dem 8 Mädchen wohnen, die fast alle ständig ihren festen Freund im Schlepptau haben. Hach Hope College, du schaffst es immer wieder mich zu überraschen.
Abgesehen von diesen kleinen, relativ nervigen Dingen, waren die Ferien aber gut und auch dringend benötigt. Ich habe das Gefühl, selbst in diesen zehn Tagen konnte ich nicht genug Schlaf bekommen, um meine dauerhafte Müdigkeit zu überwinden haha. Aber jetzt sind es ja auch bloß noch vier Wochen, die ich früh aufstehen muss, bevor ich wieder zu Hause aufwache!
Cheers.



Samstag, 25. März 2017

Das große Dilemma zwischen Gehen und Zurückkommen

Es ist schon merkwürdig, wie Tag für Tag so vergeht und man eigentlich gar keine großen Veränderungen bemerkt. Aber dann blickt man auf das ganze Jahr zurück und alles scheint anders zu sein als zuvor. 
Auch wenn ich nicht besonders gläubig bin:
In der Kapelle des Colleges denkt es sich gut nach :)
Kurz vor meiner Abreise nach Amerika habe ich mich oft gefragt, ob es das Richtige ist, genau jetzt wegzugehen. Mein Leben in Göttingen gefiel mir so gut, ich fühlte mich wohl in meiner WG und mit meinem Studium. Ich war froh, meine engsten Freunde dort um mich zu haben und es war auch nah genug an meinem Elternhaus dran. Ich habe wirklich daran gezweifelt, ob es eine gute Entscheidung ist, all das an einem so schönen Zeitpunkt für ein Jahr hinter mir zu lassen. Na klar, man kommt ja wieder - aber in einem Jahr ändert sich nun mal viel.
Und nun lebe ich schon eine ganze Weile in den USA. Am Anfang war es schwierig für mich, mich in die Kultur einzufinden und innerlich anzukommen. Immer wieder habe ich mir gewünscht, wieder in Deutschland zu sein - da, wo sich all meine Freunde, meine Familie und all meine Sachen befinden. Und jetzt kommt der Tag meiner Abreise immer näher. Heute sind es noch genau ein Monat und vier Tage. Es ist nicht so, dass ich in Michigan bleiben möchte. Es gibt zu viele Dinge, die mich auf Dauer an dem Leben in einer so kleinen Stadt, an einem so kleinen College stören würden. Ich freue mich also darauf, zu gehen (auch wenn es vieles gibt, das ich vermissen werde). Aber mit jedem Tag wird mir klarer, dass es eher eine Vorfreude darauf ist, zu gehen, als darauf, zurück nach Hause zu kommen.
Typische Situation für Bea und mich: Kaffee trinken in einem
gemütlichen Coffeeshop und so lange hin- und her
philosophieren, dass es plötzlich 4 Stunden später ist.
Ich habe fast ein bisschen Angst davor zurückzukehren. Ich weiß, dass sich in dem Leben meiner Freunde vieles verändert hat. Einige haben ganz neue Gruppen, mit denen sie viel machen, andere haben Göttingen in der Zeit verlassen. Und selbst das Haus, in dem ich aufgewachsen bin, wird so nicht mehr existieren, wenn ich heim komme. Die Familie meiner Schwester zieht mit in das Haus meiner Eltern ein. Dafür wird das ganze Haus umgebaut. Ich freue mich darüber, weil ich es für eine gute Idee halte. Aber bevor ich Deutschland verlassen habe, war der Umzug nicht einmal geplant. Das bedeutet, ich habe einen Platz verlassen, an dem ich mein Leben verbracht habe, seit ich geboren wurde und der sich niemals so richtig groß verändert hat. Und dann komme ich ein Jahr später wieder und dieser Platz der Kindheit ist plötzlich nicht mehr da. Auch meine WG - nachdem ich all die letzten Jahre mit meinem Mitbewohner Martin zusammengewohnt habe, ist dieser aus Göttingen weggezogen, während ich in Amerika war. Jetzt wohnt eine meiner besten Freundinnen, Jana, in der WG und wird meine Mitbewohnerin sein. Ich freue mich sehr darauf, aber auch hier komme ich in ein zu Hause zurück, dass ganz anders ist, als das zu Hause, das ich vor einem Jahr hinter mir gelassen habe.
Damit will ich sagen: Ein Jahr verändert vieles - und wer weiß schon, ob ich da mithalten kann?
Es sind schließlich nicht nur die Leben der anderen die weitergehen, sondern auch mein eigenes. Ich habe in den vergangenen Monaten so vieles erlebt, das mich beeindruckt und meinen Blickwinkel auf so einige Dinge (wie zum Beispiel Politik, Gesellschaft, Wertevorstellungen) verschoben hat. Und manchmal weiß ich nicht, ob ich damit noch in die Formen, die ich vorher gelegt habe, hineinpasse,
Eines der schönsten Dinge in Michigan:
Die tausenden Seen und die (durch die Kälte) klaren Himmel.
oder hineinpassen will.
Die Zeit hat deutlicher als irgendwas jemals zuvor gezeigt, wem ich wirklich wichtig bin. Mit einigen Menschen war es nahezu unmöglich Kontakt zu halten, da - selbst wenn ich versucht habe, den Kontakt zu suchen - nicht viel, manchmal gar nichts, zurück kam. Aber auch andersrum: Ich habe an mir selbst bemerkt, zu wem mir der Kontakt besonders wichtig ist.
Es tut zwar manchmal weh, zu sehen, wer kein Interesse an der Freundschaft zeigt, wenn man nicht in greifbarer Nähe ist, aber es ist eben auch wichtig, diese Erfahrung zu machen.
Auch schon bevor ich gegangen bin, habe ich über diese möglichen Veränderungen nachgedacht. Aber jetzt versetzen sie mich manchmal in Unsicherheit. Veränderung ist gut, weil Veränderung "Entwicklung" bedeutet und "Entwicklung" kann ein Fortschritt sein. Aber man verliert von der anderen Seite des Ozeans eben auch schnell den Überblick.
Wenn ich wiederkomme, werde ich bald meinen Bachelor beenden. Und ich denke immer mehr darüber nach, noch einmal während des Studiums in eine ganz neue Stadt umzuziehen. Ich habe mich kürzlich auf mehrere Praktika beworben und habe eventuell die Möglichkeit nach Frankfurt, Düsseldorf, München, Hamburg oder Berlin zu gehen. Wer weiß, vielleicht hält es mich ja dort.
Zurück nach Göttingen / Hannover zu kommen, wird auf jeden Fall sehr aufregend. Zurück in die abgewöhnte Gewohnheit. ;)



Mittwoch, 15. März 2017

Update aus Michigan

Schon ziemlich lange habe ich nicht mehr geschrieben. Das liegt zum einen daran, dass zurzeit nicht viel Spannendes passiert und zum anderen daran, dass ich ziemlich beschäftigt mit der Uni war.
Kaltes, kaltes Michigan...
Ich belege dieses Semester zwar nur zwei Kurse, in denen ich als Studentin sitze, aber diese sind auf einem höheren Level und bringen somit viele Hausaufgaben mit sich. Mein Lieblingskurs nennt sich "Global Political Economy" und beschäftigt sich hauptsächlich mit den ökonomischen Verbindungen verschiedener Länder, also zum Beispiel mit Handelsabkommen. Wir reden aber auch sehr viel über Politik - ganz besonders über Trump und welche Folgen seine Politik für die weltweite Wirtschaft haben wird. Ich bin echt froh, dass ich diesen Kurs belege, da er mir 1. angerechnet wird und 2. weil dieser Kurs der einzige Rahmen ist, in dem Kommunikation über die politischen Geschehnisse in Amerika (aber auch außerhalb) stattfindet. 
Also, wenn ich keine gute Lehrerin bin... ;)
Manchmal bringt mich dieser Job so zum Lachen :D
Die extremen Umbrüche, die zurzeit in Amerika stattfinden, beunruhigen mich nämlich schon sehr. In meinem Haus habe ich ein paar mal versucht, mich mit meinen Mitbewohnerinnen darüber zu unterhalten, aber das Gespräch kam leider nie wirklich ins Rollen. Ich habe das Gefühl, dass das Thema hier einfach totgeschwiegen wird und das lässt mich (mit meinem Redebedarf) verzweifeln. Von daher bringt mir der Kurs sehr viel, da ich in diesem verschiedene Perspektiven auf die Geschehnisse einnehmen kann und muss - was mir Weitblick verschafft. Ich merke nämlich manchmal selbst, dass ich mich etwas in meinem Entsetzen und Ärger über Trumps Regierung verbeiße. Ich muss allerdings sagen, dass - obwohl es ein Kurs für Politik-Studierende ist - die Diskussion im Kurs eher hinkt. Wenn die Studierenden etwas sagen wollen, dann ist das zwar gern gesehen, aber die meisten sitzen bloß schweigend im Raum.
Wenn etwas gesagt wird, gilt die Aussage meist dem "tollen Wandel" den Trump anstößt.
Mein selbst ausgedachten Memory-Spiel zum Thema
"Islam" im Rahmen des Themas "Immigration"
Ich habe mir hier (zum Glück) abgewöhnt Meinungen in "falsch" und "richtig" zu kategorisieren, aber es fällt schon ein sehr starkes Übergewicht der republikanischen Trump-Fürsprecher auf. Wenn es um die Europäische Union oder andere Bündnisse oder Länder außerhalb der USA geht, hat man manchmal das Gefühl, dass die Studierenden denken, es handele sich um einen anderen Planeten. Selbst der Professor, den ich übrigens sehr schätze, ist nur so halb informiert. Zum Beispiel hat er neulich von der Türkei als Mitglied der EU gesprochen, obwohl die Beitrittsfrage der Türkei in den letzten Jahren ständig in der öffentlichen Diskussion stand. 
Deep-Dish-Pizza in Chicago
- Beas absolut käsiges Favorite!
Mein anderer Kurs nennt sich "Environmental Public Policy". Diesen Kurs mag ich eher weniger. Ich dachte ursprünglich ich könne ihn mir für "Wirtschaftsgeographie" an der Uni Göttingen anrechnen lassen, aber das hat sich als falsch herausgestellt. In dem Kurs geht es nämlich nur um die
Entwicklung von Umweltmanagement in den USA. Es ist zwar ganz interessant, aber mir fehlt definitiv der globale Bezug. Hinzu kommt, dass die Prüfungsleistung für dieses Fach vier Klausuren, eine Präsentation und eine Hausarbeit sind. Dafür muss man drei mal in der Woche zu der Klasse gehen, wo aber nur sehr trockener Frontalunterricht mit überfüllten Power-Point-Folien stattfindet. Des Weiteren geht es viel um Gesetze und Regulationen, also das reinste Fachgesimpel auf englisch. Ich habe zwar so gut wie gar keine Probleme mehr mit der Sprache, aber all diese Begriffe auswendig zu lernen, gleicht dem Erlernen einer völlig fremden Sprache.
Aus diesem Grund habe ich mich dazu entschlossen, die Vorlesung für Wirtschaftsgeographie in Deutschland zu besuchen: Einmal die Woche Vorlesung, einmal die Woche Tutorium und eine Klausur - und das Auswendiglernen auf deutsch. Hierfür habe ich mit meiner Professorin gesprochen. Um die Bedingungen meines Visums zu erfüllen, muss ich einen Nachweis haben, dass ich am Kurs teilgenommen habe. Deshalb habe ich jetzt mit ihr abgesprochen, dass ich an keinen Prüfungsleistungen teilnehme und mir dafür absichtlich ein F (also eine 6) geben lasse, da die Note so oder so nicht in meine deutschen Ergebnisse eingehen wird und auch nirgendwo auftauchen wird. Es kratzt zwar ein klein wenig am Stolz, aber es macht
Bea und ich in Chicago! Und ach ja... Im Hintergrund ganz
klein auch Abraham Lincoln :P
keinen Sinn für mich, die größte Arbeit in ein Fach zu investieren, das mir nichts bringt. 
Da investiere ich die Zeit lieber in Global Political Economy (was ich mir anrechnen lassen werde) und meinen Job als Teaching Assistant.
Der Job läuft recht gut und macht mir auch ziemlich viel Spaß. Das niedrigere Level verhält sich zwar wie ein Gruppe von bockigen Teeagern, aber ich gebe mein Bestes, ihnen ein bisschen Motivation zu geben und die Freude an Deutsch hervor zu kitzeln.
Das höhere Level ist dafür ein Traum. Die Klasse macht vollkommen motiviert beim Unterricht mit. So langsam habe ich auch den Dreh raus und genug Unterrichtsmethoden im Petto, um den Unterricht ziemlich cool zu gestalten. B-) 
Nach dem Karaoke-Abend in
Chicago Downtown.
Aufgedreht wie noch was!
Meine Wochenenden verbringe ich hauptsächlich mit Bea (meiner spanischen Freundin). Bei uns hat sich so langsam die Tradition eingependelt, jeden Freitag Abend Filme zu gucken und ein bisschen Bier zu trinken und uns über unsere Mitbewohnerinnen aufzuregen. :D Mit Bea war ich vor ein paar Wochen auch mal wieder über das Wochenende in Chicago, wo wir übrigens in einer Karaoke-Bar das Haus gerockt haben. Ich kann zwar absolut gar nicht gut singen, aber das schien den Besuchern der Bar vollkommen egal zu sein. Unter lautem Applaus und Gekreische wurden wir zwei mal auf die Bühne und von der Bühne hinunter begleitet - eine richtig lustige, einmalige Nacht! Erinnerungen, an die ich gern denken werde. :)
Tja, und so vergeht hier langsam Tag für Tag und das Ende meines Amerika-Jahres rückt immer näher. Um ehrlich zu sein, bin ich aber recht froh, in 1 1/2 Monaten zurück nach Deutschland zu fliegen. Ich vermisse es einfach "dazu zu gehören" - damit meine ich, nicht ständig den Status als "die Deutsche" auf die Stirn gestempelt zu bekommen. Außerdem vermisse ich natürlich mit jedem Tag mehr und mehr meine Freunde, Familie und mein eigenes, großes, gemütliches BETT! ;)
Mein Lieblingsbild und mein Lieblingsmensch in den USA :)
Bevor ich aber zurückkehre, kommt erst einmal die Spring Break (Frühlingsferien), die am 17. März beginnt und am 27. März endet. In der Spring Break fliege ich noch einmal zurück nach Los Angeles, um Steve und Alisha, die Leute, die ich damals dort kennengelernt habe, zu besuchen und vor allem um ein bisschen Sonne zu tanken. In Michigan ist es nämlich so bitterkalt, dass ich zurzeit unter fünf Decken schlafe - und das ist immer noch nur so halb warm. (Eine andere Sache, die ich an Deutschland vermisse: Daunendecken...haha.)
Und damit ist ist mein Blog einmal fix geupdated. Aber es dauert ja auch gar nicht mehr so lange, bis ich alles persönlich berichten kann... :) 





Freitag, 20. Januar 2017

Die Reise durch den wilden Westen mit meiner Familie

Typisch Nora... Handstand im Death Valley!
Ich liebe meine Turn-Schwester <3
Als ich dann in Phoenix, Arizona angekommen war, verbrachte ich ein paar Tage (inklusive Weihnachten) mit der ehemaligen Gastfamilie (Slovenskys) meiner Schwester, die - als sie 16 war - selbst ein Auslandsjahr in den USA verbrachte. Ihre Gastschwester Lizzy ist 26 und eine ganz liebe Person, sodass es eher war, als ob ich mit einer Freundin zusammen wäre. Auch der Rest der Familie ist aber super nett. Nicht nur, dass sie mich durchfütterten, sondern ich bekam sogar Weihnachtsgeschenke, was mich sehr gefreut hat, mir zur selben Zeit aber auch etwas unangenehm war, weil ich Angst hatte, dass ich jemandem "auf der Tasche liegen" könnte. 
Es war aber eine sehr schöne Zeit und auf alle Fälle ein sehr ungewöhnliches Weihnachten, da es in Arizona auch im Winter warm ist. Wir verbrachten unsere Abende mit Heißer Schokolade + Baileys im Whirlpool, gingen shoppen, backten Kekse und sahen kitschige Liebesfilme. Also Entspannung pur!
Eine kleine Weihnachts-Wanderung durch
das Wüstengebiet in Phoenix!
Zwei Tage nach Weihnachten kam dann bereits meine Familie - naja, jedenfalls ein Teil von ihnen (Meine Eltern und meine Schwester Nora) - in Phoenix an. Es war sehr ungewohnt, aber sehr, sehr schön meine Familie nach so langer Zeit wieder in die Arme schließen zu können. Wir verbrachten noch einen Tag mit Slovenskys, bevor wir uns dann auf den Weg Richtung Grand Canyon machten. Der Weg dorthin führte durch eine scheinbar niemals endene Wüstenlandschaft mit malerischen Bergen und kleinen verlassenen Örtchen auf dem Weg. Eine solche Landschaft sollte uns noch den Rest der Reise erwarten, denn der ganze Westen ist von verlassenen Wüsten geprägt.
Der Grand Canyon war atemberaubend. Als ich ein Kind (gerade mal in der Grundschule) war, sah ich einmal ein Bild vom Grand Canyon und seit diesem Tag wollte ich schon immer einmal dorthin. Und obwohl ich die Landschaft wunderschön und auch geologisch gesehen sehr interessant finde, habe ich es mir noch atemberaubender vorgestellt. Ich denke, dass es ein bisschen an den Touristenmassen lag - aber die Natur selbst ist wirklich einzigartig. 
Meine verknallten Eltern vor dem Grand Canyon!
Gar keine Touristen waren dafür im Hopi-Gebiet zu finden, einem weitläufigen Indianer-Reservat, das immer noch von den Ureinwohnern bewohnt und verwaltet wird. Das Hopi-Gebiet ist wie aus der Zeit gefallen: Heruntergekommene Behausungen, kaum Infrastruktur, winzige Dörfchen und in der Natur sind Kojoten und Wildpferde zu entdecken. Wir besuchten dort ein Museum, das aber auch sehr heruntergekommen, wenn auch interessant war. Es ist schon merkwürdig, wie so viele Kulturen in einem einzigen Land nebeneinander her existieren. Vom Eindruck her könnten all diese Plätze auch auf verschiedenen Kontinenten liegen.
Kein Windows-Hintergrund...
Der Lower-Antilope Canyon.
Anschließend fuhren wir zum Lower Antilope Canyon, welcher definitiv ein Highlight war. Habt ihr schon mal diese Windows-Hintergründe von den tief orangenen Schluchten gesehen, bei denen man immer denkt, dass die Farben bearbeitet sind? Der Lower Antilope Canyon sieht tatsächlich genau so aus! Aber auch hier war es leider sehr überfüllt. Mich nervt es eigentlich, wenn Touristen sich über andere Touristen beschweren, aber manchmal wäre es wirklich schön, wenn man mehr Platz hätte, um Orte zu genießen. Aber das denkt sich wahrscheinlich jeder. Nach dem Lower Antilope Canyon stoppten wir noch beim Staudamm des Lake Powell, der das Trinkwasser-Reservoir für ganz Arizona ist und direkt an der Grenze zu Utah liegt. Utah durchquerten wir dann auch kurz, als wir uns auf dem Weg zu einer Landschaft namens Death Valley befanden.
Das Death Valley ist ein gleichzeitig gruseliger, aber auch faszinierender Ort. Hier befindet sich der tiefste Punkt Nordamerikas (mit 85,5 Metern unter dem Meeresspiegel). Kein Zivilisation. Keine Pflanzen. Keine Menschen. Dieser Ort ist verlassen und anscheinend ziemlich lebensfeindlich. Es ist echt merkwürdig, wie man in Amerika Stunden und Stunden Auto fahren kann, ohne auch nur einer Menschenseele zu begegnen. Dann kommt man an einen Touristenpunkt, wie Badwater (der tiefste Punkt im Death Valley) und plötzlich sind die Menschen überall. Man fragt sich jedes Mal, wo diese ganzen Leute wohl plötzlich alle herkommen. Diese Frage ist mir bisher unbeantwortet geblieben. 
Die Lieben, die mich über Weihnachten aufnahmen :)
Im Death Valley ist der Boden schneeweiß, weil er mit einer dicken, dicken Schicht Salz bedeckt ist und die Temperaturen sind viel, viel heißer als in der restlichen Umgebung. Das Death Valley hat extreme Bedingungen, aber genau das macht es eben auch so besonders. 
Die Zeit verging und wir steuerten immer mehr auf Silvester zu. Und wenn man schon im Westen der USA ist, dann gibt es doch eigentlich nur genau einen Platz, an dem man Silvester verbringen muss: Genau: Las Vegas, Nevada! Mein erster Eindruck der Stadt war erst einmal mittelmäßig, da ich von den ganzen blinkenden Lichtern und Werbereklamen überfordert war - schließlich hatte ich ja all die Tage zuvor in einer verlassenen Wüstenlandschaft verbracht... Amerika: Das Land der Gegensätze.
Als wir unser Hotel betraten, welches gleichzeitig auch ein Kasino, Restaurant, Bar, Einkaufszentrum und Nachtclub war, schockten mich die Personen, die mir ins Auge sprangen. An den Spielautomaten saßen größtenteils Menschen, die bereits viereckige Augen hatten und denen ich gerne ein paar
Las Vegas, Baby. (Habe nur verloren :D )
Runden Schlaf ans Herz gelegt hätte.
Beim Shopping für das Silvesteroutfit erwies sich der riesige Komplex unseres Hotels dann aber als sehr hilfreich. So gingen wir 1-A-gestyled auf eine Schicki-Micki-Silvesterparty in eine Lounge in Las Vegas' höchstem Turm. Open Bar und open Buffet versprachen eine feuchtfröhliche Nacht, welche dann auch genau so ablief, wie ich es mir vorgestellt hatte. Las Vegas bestätigte sein Klischee als Stadt der Reizüberflutungen - Wir befanden uns auf einer Party mit Gogo-Tänzerinnen, einem gigantischem Ausblick über die leuchtende Stadt, aller Art von Essen und Getränken und einem coolen DJ. Auch wenn mir der Schicki-Micki-Lifestyle sonst eher nicht so zusagt, war es für eine Nacht wirklich witzig, sich einmal darauf einzulassen.
Nicht so witzig war es dann, als meine Schwester und mein Vater mich am 01.01.2017 um 6:30 Uhr morgens weckten, weil sie keine Zeit verschwenden wollten. Von allen Tagen im Jahr gibt es einen, den man wirklich ausschlafen sollte: den ersten. Aber na gut.
Ein hohler Mammut-Baum im
Redwood Nationalpark
So machten wir uns in aller Frühe (und mit starkem, unerhörten Protest meinerseits!) in Richtung kalifornischer Grenze auf. Die Fahrt dauerte einige Tage. Auf diesem Weg kamen wir zu meinem absoluten Highlight der Reise: Dem Redwood Nationalpark. Das ist ein riesiger Wald von Mammut-Bäumen (die zu den höchsten Bäumen der Welt gehören). Die Gegend war tief nebelig und hatte eine Stimmung, die zwischen zwielichtig und in-sich-ruhend lag. Mir gefallen solche unangetasteten Naturgebiete immer sehr gut und mit einem Spaziergang durch solche kann man mich leicht glücklich machen. Der Wald erinnerte mich bezüglich der Luft und der engen, bergigen Wege beinahe ein bisschen an den Regenwald in Sri Lanka. 
In Kalifornien stoppten wir unter anderem (eher zufällig) in einem kleinen Örtchen namens "Half Moon Bay". Schon allein der Name gefällt mir gut. Er klingt wie ein kleines, magisches Örtchen. Klein ist es auf jeden Fall, aber auch sehr typisch kalifornisch. Die Menschen dort wirkten alle sehr entspannt und der Ort ist von einer ausgeprägten Surfer-Kultur geprägt. Wir verbrachten die Nacht dort, damit wir am nächsten Tag im Hellen über die Golden Gate Bridge in San Francisco fahren konnten.
San Franciscos hügeligen Straßen :)
 San Francisco ist mein neuer Lieblingsort in den USA, jedenfalls wenn es zum potentiellen Wohngebiet kommt. Leider ist die Stadt unfassbar teuer - man bezahlt 2500 Dollar für ein Ein-Zimmer-Apartment. Aber die Stadt selbst ist perfekt. Sie ist schön, groß, liberal, vielseitig und obwohl es eine Großstadt ist, sehen die Häuser alle aus wie solche in Altstädten. In San Francisco erkundeten wir dann ebenfalls die Stadt, aber leider hatten wir zuvor nicht bedacht, uns Karten für Alcatraz, das ehemalige Schwerverbrecher-Gefängnis auf einer kleinen Insel in der Bucht von San Francisco zu besorgen... Ein guter Grund für mich noch einmal dorthin zurückzukehren! ;)
Tatsächlich habe ich dort aber mit dem Lehrer einer deutschen Schule geredet und mir die Visitenkarte der Schule geben lassen. Mit der Zeit kann ich mir immer besser vorstellen, mal für eine
Zeit im Ausland an einer deutschen Schule zu unterrichten.
Landschaften, die auf einer Autofahrt durch Kalifornien
am Wegesrand liegen...
Nach San Francisco ging es dann leider zurück nach Holland, Michigan: Back to school. Meine Eltern wurden dabei von DeJongh's aufgenommen, einer Familie hier im Ort, die fast so etwas wie meine Gastfamilie sind. Offiziell sind sie das zwar nicht, aber sie laden mich oft zum Brunch oder ähnlichem ein. Diese Familie ist einer der Gründe, warum es mir mittlerweile viel besser in Holland geht, als zu Anfang.
Meine Schwester hingegen übernachtete bei mir im College, was ich total schön fand. Ich hab es gern, wenn jemand bei mir übernachtet und man abends noch quatschen kann. Nach all der Zeit, die ich hier allein verbracht habe, tat es gut meine Eltern und meine Schwester bei mir zu haben.
Allerdings war es auch sehr ungewohnt, weil ich mir eben in der ganzen Zeit hier ein Leben aufgebaut habe, in dem es letztendlich nur mich gibt. Und sobald die Familie da ist - das kennt wohl jeder - ist man wieder das Kind und die kleine Schwester, für die man sich selbst gar nicht mehr hält. Ich bin sehr gespannt, wie das wird, wenn ich wieder nach Deutschland zurückkehre, da es mir gar nicht mal so leicht
So sah unser Roadtrip allerdings den größten
Teil der Zeit aus. Endlose, meschenleere
Straßen durch die Wüste.
fiel, meine Rolle wiederzufinden, als meine Familie hier war. Erst jetzt habe ich gemerkt, dass sich mein "Ich" mit dem Auslandsaufenthalt bereits ein kleines bisschen neu definiert hat. Aber ich denke, dass das etwas gutes ist.
Es war natürlich schwierig, als meine Familie dann fuhr, denn das war der ganz offizielle Punkt, an dem die spaßige Zeit der einmonatigen Weihnachtsferien vorbei war. Es war so schön herumzureisen und all diese Erfahrungen und tollen Bekanntschaften machen zu dürfen. Ich weiß auch sehr zu schätzen, dass meine Eltern mir in der zweiten Hälfte der Ferien ermöglicht haben, so unglaublich viel zu sehen. Es ist einfach vom kleinen Örtchen in die große Welt zu gehen. Aber es ist gar nicht so einfach, von der großen Welt wieder zurück ins kleine Örtchen zu gehen.
Aber na gut: Was sein muss, muss sein. Auf's neue Semester! Die Halbzeit meiner Zeit in den USA liegt nun bereits hinter mir... unglaublich.






Samstag, 14. Januar 2017

San Diego, du machst mich happy

Als ich Los Angeles schweren Mutes verließ, heiterte mich zumindest der Blick aus dem Zugfenster auf. Die Zugestrecke von Los Angeles nach San Diego führt direkt an der Pazifikküste entlang und so bekam ich eine Wahnsinns-Aussicht aufs Meer.
Balboa-Park bei Nacht
Als ich dann in San Diego angelangte, nahm ich mir (wie üblich) ein Uber zu meinem Hostel, das dieses Mal total sauber und schön und sogar zentral war. Ich glaube Uber wird langsam zu meiner Freunde-finde-Plattform, denn auch hier hatte ich wieder wahnsinniges Glück mit meinem Fahrer. Wir verstanden uns super gut und trafen uns noch am selben Abend, an welchem er mir den Balboa-Park bei Nacht zeigte. Der Balboa-Park ist ein riesiger Komplex, in dem es viele Museen, Theater aber auch viele Grünflächen und Wald gibt. Durch die Weihnachtszeit war das Gelände super schön beleuchtet und deshalb umso schöner. Der Mann, der mich rumführte, heißt Ron und ist wahrscheinlich einer dieser Menschen, mit denen ich für immer befreundet sein werde. Wir konnten uns über Gott und die Welt unterhalten und es war super lustig. Am nächsten Tag erkundete ich die Stadt dann auf eigene Faust, wobei ich mal wieder alle möglichen Touristenpunkte abklapperte.
Darunter das Cabrillo National Monument. Das ist die Stelle, an der die spanischen Siedler zum ersten Mal Amerika vonseiten der pazifischen Küste betreten haben sollen.Von dort aus hatte ich nicht nur einen Ausblick über ganz San Diego und bis zum Horizont über den Pazifischen Ozean, sondern konnte sogar bis nach Mexiko sehen. Ursprünglich wollte ich sogar einen Tagestrip über die Grenze nach Mexiko machen, habe diese Überlegung dann aber verworfen, als mir mehrere Leute dringend davon abrieten, weil es unsicher sei.
Das Cabrillo-Monument
Unsicher wurde es dann aber trotzdem noch, als ich von dem Cabrillo Monument, welches mitten im Nichts in den Bergen liegt, wieder zurück in die Zivilisation wollte. Ich konnte mich weder von einem Taxi noch von einem Uber abholen lassen, weil jedes Auto, welches das Gelände befährt, eine Gebühr bezahlen muss. Also entschied ich mich den Bus zu nehmen. Es war 5 Minuten bevor das Monument schließt, als ich den letzten Bus an der Haltestelle stehen sah. Ich rannte los, kam noch rechtzeitig an und klopfte bittend an die Fahrertür. Der äußerst sympathische Busfahrer (ähäm...) sah mich an, zuckte mit den Schultern und fuhr ab. Na toll. Da stand ich also, kurz bevor es dunkel wurde, ganz allein, mitten im Nichts. Da ich keine andere Wahl hatte, beschloss ich zu laufen. Bei dem Gedanken daran, dass es in den Bergen San Diegos Kojoten, Berglöwen und andere Tiere gibt, denen man nicht allein in der Dunkelheit begegnen möchte, wurde es mir mulmig im Bauch.
Auf meinem Weg zum Ausgang des weitläufigen Geländes hielt plötzlich ein Pick-Up-Wagen neben mir an. Zwei Männer, welche ungefähr in meinem Alter waren, sagten, dass sie mitbekommen hätten, dass ich den Bus verpasst hatte. Sie fragten, ob ich eine Mitfahrgelegenheit bräuchte. Ich hatte die Wahl dazwischen, mit zwei wildfremden Kerlen ins Auto zu steigen, oder allein durch eine dunkle, verlassene Gegend zu irren.
Die Kerle sahen nett und typisch amerikanisch aus. Die von der Sonne gebleichte Surfer-Frisuren und breite Zahnpasta-Werbung-Lächeln waren mir sympathisch. Hinten im Pick-Up-Truck waren zwei Surfboards gelagert und das ganze Auto war auf liebevolle Art und Weise chaotisch. Ich sprang also ins Auto und wurde nach ein paar Minuten lockerer. Mir ist bewusst, dass die Entscheidung mit den beiden ins Auto zu steigen, riskant war, aber ich bin mir unsicher, ob meine Alternative besser gewesen wäre. Am Ende ist dann aber alles gut gegangen. Die beiden Surferboys namens Brad und Dylan (...natürlich, denn amerikanischer geht es ja kaum) waren super freundlich und setzten mich an einem Ort ab, an den ich ansonsten wahrscheinlich niemals gefunden hätte: Ocean Beach. Eigentlich wollten sie mich noch herumführen, aber als wir dann keinen Parkplatz für das Auto fanden, trennten wir uns bereits im Wagen und ich ging auf eigene Faust weiter.
Der lange Pier in Ocean Beach...
Ocean Beach ist ein sehr süßes, alternatives Örtchen, an welchem es überall nach Gras riecht. Es ist bekannt für den längsten Pier Kaliforniens und seine ausgeprägte Surfer-Kultur. Zu meinem Glück fand genau an dem Tag, an welchem ich dort war, ein Farmer's Market statt, auf welchem von Seifen, über Schmuck, Essen und Anziehsachen alles angeboten wurde.
Am folgenden Tag fuhr ich dann zu den Steilklippen La Jolla. Obwohl es sehr verregnet war, war es ein ganz besonderer Ort für mich. Das Wasser peitschte gegen die Klippen, welche deutlich von den ständigen Konfrontationen mit dem Meer geformt sind. Manchmal denke ich, dass es besonders schön ist Orte, die für ihr gutes Wetter bekannt sind, bei regnerischem Wetter zu sehen. Ich habe das Gefühl, dass ich erst dann das "wahre Gesicht" eines Ortes sehe. Außerdem verschwinden mit dem Sonnenschein natürlich auch die Touristenmassen. La Jolla bietet neben den Buchten und Stränden auch Massen an Seehunden, die sich auf den Sandabschnitten entspannen.
Die Seehunde in La Jolla
An meinem nächsten und letzten Tag traf ich mich dann nochmals mit Ron, der mich noch ein bisschen durch die Stadt führte und mir unter anderem die Coronado-Brücke zeigte. Nachdem wir diese überquert hatten, kamen wir zu einem winzig kleinen Strand, an dem private Ruderboote lagen. Von diesem kleinen, verlassenen Strand konnte man ganz San Diego im Dunkeln bewundern - wieder einer dieser Punkte, die zwar nicht touristisch, aber atemberaubend schön sind. Des Weiteren fuhren wir mitten in der Nacht nach Old Town San Diego, die angeblich verspukt sein soll. Es war tatsächlich ziemlich unheimlich, zwischen den alten, knarrenden Häusern entlang zu gehen und darauf zu warten, dass ein Zombie um die Ecke biegt. Passierte dann leider nicht... aber Vorfreude ist ja bekanntlich die schönste Freude. ;)
Den Abend beendeten wir dann noch mit ein Paar Drinks in einer Gay-Bar, in die wir uns zwar eher zufällig verirrten, die aber unglaublich cool - wenn auch sehr gezielt hipster - war. Am nächsten Tag ging dann mein Flug nach Phoenix, Arizona, wo ich mit der ehemaligen Gastfamilie meiner Schwester Esther Weihnachten verbringen sollte. Wenn ich jemals in Amerika leben sollte, dann wahrscheinlich in San Diego (...oder San Francisco). Ich liebe es!

Dienstag, 20. Dezember 2016

Los Angeles, du bringst Sonne in mein Herz

Santa Monica Pier
Nachdem ich Utah verließ, führte mich mein Weg nach Los Angeles. Aus dem Flugzeug sah ich bereits, welch riesiges Ausmaß diese Stadt haben musste: Die Lichter am Boden nahmen einfach kein Ende. Trotz der Größe der Stadt gibt es aber nur sehr spärlichen öffentlichen Verkehr, was mir erst so richtig bewusst wurde, als ich am Flughafen in L.A. ankam und ich keine gute Verbindung zu meinem Hostel finden konnte. Kurzentschlossen nahm ich mir dann ein Uber, welches von nun an mein Dauertransportmittel werden sollte. Für die, die es nicht wissen: Uber ist eine App, mit der man eine Art privates Taxi anfordern kann. Es sind praktisch Privatpersonen, die sich einfach in die App einlinken können und dann Taxi spielen. Die Bezahlung läuft direkt über die App per Kreditkarte.
Eine Extra-Option bei Uber nennt sich "Pool": Diese Option bietet an, dass man sich die Fahrt mit anderen Menschen teilt, die in die gleiche Richtung fahren wollen. Dabei lernt man in der Regel unglaublich viele Leute kennen und es macht Spaß, sich mit dem Fahrer und den Mitfahrern zu unterhalten. Durchschnittlich wartet man gerade mal fünf Minuten auf ein Uber, weil es (zumindest in LA) sehr viele von diesen gibt.
Angekommen in meinem Hostel, war ich dann erst einmal etwas enttäuscht. Während ich bisher nur gute Erfahrungen mit Hostels gemacht habe, war mein Hostel in LA recht dreckig und bot wenige Möglichkeiten, die anderen Hostel-Bewohner kennenzulernen. Die Lage war dafür super: Mein Hostel lag direkt auf dem Walk of Fame - so zentral, dass ich sobald ich einen Fuß aus der Tür setze, auf einem Stern stand. Und wieder für die, die es nicht wissen: Der Walk of Fame ist eine ewig lange Straße, die sich durch Hollywood zieht. Auf dem Boden reihen sich dabei Sterne, welche Künstler (Schauspieler, Sänger, Comedians,...) auszeichen, die besonders gewertschätzt werden. Der Walk of Fame ist das Zentrum Hollywoods. Zumindest über die Lage des Hostels kann ich mich also absolut nicht beklagen.
Der atemberaubende Blick vom Griffith Park. Liebe.
Da es - wie gesagt - schwierig war, Leute in dem Hostel kennenzulernen, erkundete ich die Stadt auf eigene Faust. Darunter fuhr ich durch die Hollywood Hills, wo ich dann auch direkt Christina Aguilera im Auto zu Gesicht bekam und fuhr anschließend nach Santa Monica. Beides gefiel mir sehr gut. Besonders Santa Monica, was direkt am Strand liegt, hat mich aber besonders begeistert. Junge Musiker, die auf dem Pier versuchen den American Dream zu leben, der Pazifische Ozean und viele kleine Bars in den Straßen machen die Gegend einfach schön.
Als ich dann von Santa Monica zum Hostel zurückkehren wollte, nahm ich wieder ein Uber. Der Fahrer, Steve, war dieses mal nur wenig älter als ich und wir verstanden uns so gut, dass wir die ganze Fahrt über lachten und redeten. Wegen des stockenden Verkehrs saßen wir ca. 1,5 Stunden zusammen im Auto und kamen irgendwann zum Thema "was ich unbedingt mal machen will". Ich erzählte, dass ich schon immer mal mit einer Pistole oder einem Gewehr schießen wollte. Er erzählte mir dann, dass sein Kumpel mehrere Waffen hätte und er mich am nächsten Tag zu einer Schießbahn mitnehmen könnte. Ich, die schon total enttäuscht war, keine coolen Leute im Hostel getroffen zu haben, war total begeistert. Kurz entschlossen sagte ich also zu.
Ebenfalls im Griffith Park (Hollywood Sign)
Am nächsten Tag schaute ich mir aber erst einmal weiter Los Angeles an. Ich fuhr zu den Universal Studios. Ich schaute mir aber nur das Drumherum an, weil der Eintritt in die Studios bei 130 Dollar anfängt und ich mir das nicht leisten konnte. Es hat sich aber trotzdem gelohnt, weil auch die ganze Umgebung wie ein Märchenland aussieht. Danach fuhr ich in den Griffith Park, zum Griffith Observatory, welches in den Hollywood Hills liegt. Ich hatte das seltene Glück, dass der Himmel kein bisschen bewölkt war und ich einen freien Blick über ganz L.A. und bis zum Hollywood-Zeichen hatte. Ich kam während des Sonnenuntergangs dort an. Als ich dort oben stand und diesen wunderschönen Blick hatte, raubte mir die Welt für einen kurzen Moment den Atem. Es war einer dieser Momente, in denen man das Leben einfach wertzuschätzen weiß. Einer dieser Momente, von denen man genau weiß, dass man sich für immer daran zurückerinnern wird, wie man als kleines, unbedeutendes Persönchen dort oben in den Hollywood Hills stand und überwältigt davon war, wie schön die Welt eigentlich ist. Mit all den schlimmen
Legt euch nicht mit mir an. Ich weiß jetzt,
wie man eine Waffe benutzt... Haha
Dingen, die zurzeit in der Welt passieren, vergisst man nämlich manchmal, dass wir es sind, die die Welt mit unserem Hass, unserer Gier und der Gewalt gegen Menschen hässlich machen. Und in diesem Moment wurde ich einfach daran erinnert, dass die Welt selbst, also das was sie uns ganz grundlegend bietet, beinahe magisch ist. Und ich bin froh, dass ich auf meiner Reise solche Momente erleben darf.
Abends war ich dann mit Steve verabredet. Er schickte mir dir Adresse und ich machte mich auf den Weg. Die Schießbahn befand sich in einem Industriegebiet in Los Angeles. Mit jedem Meter den ich mich dem verabredeten Ort näherte, zweifelte ich mehr, ob es wirklich gut war, sich mit einem nahezu Fremden und seinem Kumpel zum Schießen zu treffen. Aber auf der anderen Seite hatte ich mich mit Steve so gut verstanden, dass ich Vertrauen hatte.
Und dieses Vertrauen wurde belohnt. Als ich ankam stand dort nicht nur Steve, sondern auch seine feste Freundin Alisha und sein Kumpel Michael. Alle drei waren super cool drauf und zeigten mir, wie ich mit der Pistole umgehen musste. Zugegeben, es kostete mich viel Überwindung abzudrücken, aber als ich es dann tat, hatte ich einen Adrenalinkick und fing an zu lachen. Ich hätte nicht erwartet, dass eine Pistole so schwer ist. In der zweiten Runde schoss ich dann mit einer größeren Waffe, stolperte zurück und fiel beinahe um als ich abdrückte, weil ich auf einen solchen Rückstoß nicht gefasst war. Die drei anderen hatten auch ihren Spaß dabei, mir (als blutige Anfängerin mit einer Waffe in der Hand) zuzusehen. (Für die gleiche Erfahrung: Siehe Video weiter unten)
Von rechts nach links:
Steve, Alisha, Michael, ich
Nachdem wir dann ein paar Runden geschossen hatten, gingen wir alle zusammen Pizza essen und anschließend noch in einer Bar. Ich bin so glücklich dieses Uber in Santa Monica genommen zu haben und somit Steve und im weiteren Sinne auch Alisha und Michael kennengelernt zu haben. Der Abend war unglaublich lustig und ich hatte am nächsten Tag sogar ein bisschen Muskelkater in den Armen (vom Schießen) und ein bisschen Muskelkater in den Wangen (vom Lachen).
Ich weiß, dass man vorsichtig sein muss, wenn man allein reist und das bin ich im Großen und Ganzen auch. Aber man muss manchmal eben auch seinem Bauchgefühl vertrauen und einfach machen. Wenn ich es nicht getan hätte, hätte ich niemals so tolle Leute kennengelernt und einen so witzigen, verrückten Abend erlebt! Nichts macht mir beim Reisen mehr Spaß, als Menschen kennen zu lernen und einfach das Leben zu genießen, ohne immer vernünftig und durchgeplant zu sein. Mein Schlüssel zum Reisen ist das Motto "Mach einfach!"
Am nächsten Morgen hieß es dann leider bereits "Bye bye, Los Angeles". Meine nächster Stopp ist dann südlich von Los Angeles, in San Diego. Ich bin traurig Los Angeles schon zu verlassen - mir hat die Stadt und auch die Natur (Berge, warmes Wetter, Meer) unglaublich gut gefallen. Ich hatte das Gefühl, dass in dieser Stadt einfach alles möglich ist. Zwischenzeitlich machte ich sogar Überlegungen, meinen Aufenthalt zu verlängern. Aber San Diego soll auch wunderschön sein und wie oft werde ich schon noch im Westen der USA sein? Dieser Aufenthalt war (abgesehen vom Hostel) aber ein voller Erfolg. Wer weiß, vielleicht führt mich mein Weg ja irgendwann noch einmal zurück nach Kalifornien...
Aber jetzt erst einmal: Hallo San Diego!


Ich beim Schießen #Gangster 



Samstag, 17. Dezember 2016

Salt Lake City, Utah

Mary und ich bei den Christmas Lights in
Downtown Salt Lake City
Das erste Semester am Hope College ist endlich geschafft! Somit ist bereits die Hälfte der Zeit meines Auslandaufenthaltes rum - die erste Zeit verging nun doch schneller als gedacht. Ich war aber überglücklich, dass der ganze Lernstress vorerst vorbei ist und ich vier Wochen Semesterferien habe.
Über Weihnachten fahre ich nicht - so wie alle anderen Internationals - nach Hause, sondern nutze die Zeit zum Reisen. Gerade in der Weihnachtszeit ist es ganz besonders schwer von meiner Familie und meinen Freunden getrennt zu sein. Schließlich habe ich nun schon eine sehr lange Zeit ohne meine Liebsten verbracht und manchmal ist es schwer auf dieses ganze Familienleben zu verzichten. Umso glücklicher war ich dann, als ich bei meinem ersten Stopp der großen Reise ankam: Salt Lake City in Utah. Hier habe ich meine frühere Gastfamilie besucht, bei der ich zwei Monate lang gelebt habe, als ich 14 Jahre alt war. Ich hatte Angst, dass es komisch werden würde - schließlich hatten wir uns sieben ganze Jahre nicht mehr gesehen. In dieser Zeit hat sich alles geändert: Meine Gastschwester ist ausgezogen und sogar bereits verheiratet, meine Gastbrüder sind so gut wie erwachsen
 und ich bin schließlich auch nicht mehr 14.
Diese Angst hat sich dann aber als absolut unbegründet herausgestellt. Ab der ersten Sekunde war es einfach nur schön. Ich habe bei meiner Gastschwester Mary geschlafen. Während wir uns damals (Pubertät!) sogar manchmal angezickt haben, haben wir uns dieses mal unglaublich gut verstanden. Wir haben die ganze Zeit gelacht, DVD-Abende gemacht, Kekse gebacken und waren shoppen: Der perfekte Kurztrip.
Marys Ehemann war an dem Wochenende nicht zu Haus, sodass sich das ganze Haus in ein einziges Mädelsparadies aus Glitzernagellack und Lockenstäben verwandelt hat. Mary ist Friseurin / Makeup-Artistin und hat mir nicht nur meine Nägel gemacht, sondern mir auch eine neue Haarfarbe verpasst (naja, jedenfall ombré).
Meine Gast-Tante und ihre Großfamilie, mit denen ich mich schon früher sehr gut verstanden habe, haben inzwischen ein Kind mehr. Als ich zur Tür hereinkam, habe ich mich direkt wohl gefühlt. Dieses liebenswerte Familien-Chaos hat mir einfach gefehlt. Meine Gasteltern haben mich zum Essen eingeladen und mir sogar ein Weihnachtsgeschenk gemacht - so süß! Außerdem waren wir Downtown bei den Christmas-Lights, die (typisch Amerika) übertrieben, aber prachtvoll und wunderschön waren.
Zugegeben: Der gigantische Jesus ist etwas...
gewöhungsbedürftig, aber die Menschen darunter sind
Schätze!!
Generell muss ich sagen, dass ich Salt Lake City viel weniger schön in Erinnerung hatte, als ich es mittlerweile empfinde. Verglichen zu dem nächst größeren Ort bei meinem College ist es wirklich tausend mal schöner! Schon alleine die Berge (eine Seite davon sind die Rocky Mountains) sind atemberaubend und ansonsten ist die Stadt einfach sehr organisiert und sauber - in Grand Rapids, Michigan sieht dagegen alles eher zusammen gewürfelt und manchmal unschön aus.
Diese vier Tage waren insgesamt einfach sehr entspannt, ganz nach dem Motto: Nichts muss, alles kann. Wir haben einfach viel Zeit mit der Familie verbracht, gequatscht, Weihnachtsfilme zusammen geschaut und mit den Kindern gespielt. Die ganze Familie ist total verrückt nach Hunden, was für mich natürlich das Paradies auf Erden war. Es ist nur schwer zu beschreiben, wie sehr mir dieses warme Gefühl einer Familie gefehlt hat. Obwohl es nicht meine Familie ist, hatte ich das Gefühl Teil von ihnen zu sein und habe mich einfach nur wohl und willkommen gefühlt. Eventuell fliege ich über Ostern nochmal nach Utah - Eingeladen bin ich jedenfalls :)
Jetzt heißt es aber erst einmal: Auf nach Los Angeles und danach quer durch den Westen der USA. Nach Weihnachten kommt dann meine Familie zu Besuch, worauf ich mich wie wild freue. Und vor allen Dingen genieße ich jetzt erst einmal die freie Zeit ohne die ganze Arbeit im College! :)