Freitag, 9. September 2016

Leben und Lernen am Hope College

Seitdem die Kurse am College losgegangen sind, gefällt es mir immer besser. Obwohl hier jeden Tag Hausaufgaben anstehen, die man dann am nächsten Tag abgeben muss und welche auch benotet werden... Ich muss aber gestehen, dass es viel bringt, um in der Thematik mitzukommen. Die Betreuung der Studenten ist hier auch viel persönlicher. Wenn du Fragen zum Unterricht oder zu den Hausaufgaben hast, setzt sich der Professor noch am selben Tag mit dir hin und geht den Inhalt nochmal mit dir durch. Trotzdem fühle ich mich manchmal in meiner Selbstständigkeit "beraubt", weil ich es gewohnt bin, alles für mich selbst zu klären. Hier steht man viel mehr unter der Beobachtung der Professoren, ist zum Einkaufen auf die Shuttles des Colleges angewiesen und hat einen "Leiter" in der WG. Während das Studium an der Uni Göttingen "Studium=Selbststudium" bedeutet, ähnelt das Studium am Hope College (bzgl. der Struktur) eher unserem Oberstufenunterricht.
Welcome to Fried Cottage. Hier lebe ich.

Ich belege dieses Semester drei Kurse: Atmosphere and Environmental Change, ein Projektseminar, in welchem man ein Umweltproblem untersuchen soll und British Literature. Des Weiteren arbeite ich für das "Department of Modern and Classical Languages" als Teaching Assistant und beschäftige mich mit den Deutschstudenten des Hope Colleges. 
Meine Aufgabe ist es, Kurse zu geben, in denen die Studenten in deutsche Konversationen verwickelt werden. Thema kann dabei alles mögliche sein, was Kultur und Geschichte Deutschlands angeht. Für meinen Job habe ich sogar ein eigenes Büro, das ich mir mit einem französischen Mädchen teile, die den gleichen Job für das French Department macht! Das ist natürlich nicht nur zum Arbeiten, sondern auch zum Lernen echt cool.
Außerdem helfe ich dem leitenden Deutschprofessor des Colleges dabei, ein audiovisuelles Vokabel-Lernprogramm zu gestalten. Das klingt alles gar nicht so viel, aber der Arbeitsaufwand ist so hoch, dass man eigentlich von morgens bis abends beschäftigt ist.
Da das öffentliche Verkehrssystem hier aber quasi non-existent ist, ist man eh recht stark an den Campus gebunden, sodass es auch gar nicht so viele Möglichkeiten gibt, seine Freizeit zu gestalten.
Zwar wohne ich in einer Stadt ("Holland"), aber diese "Stadt" ist genau eine Straße lang (das meine ich tatsächlich ernst) und hat weder Supermarkt, noch eine richtige Busanbindung, noch ein sonstig großes Angebot. Wegen seines niederländischen Erbes hat die Stadt allerdings viele Touristenshops, Restaurants und Bars. Ich freue mich auf jeden Fall darauf, mir diese Bars mal genauer anzusehen, wenn ich endlich 21 bin!
Ich wohne hier gemeinsam mit 7 weiteren Mädels in einem Cottage auf dem Campus. Das Zusammenleben ist bisher leider noch hauptsächlich ein Aneinander-Vorbei-Leben, aber ich merke Tag für Tag, wie wir uns mehr aufeinander einstellen. Meine Mitbewohnerinnen sind zum Glück alle nett! :) Aber generell habe ich das Gefühl, dass es hier schwierig ist, Leute richtig kennenzulernen. Vielleicht liegt es daran, dass es in Amerika einfach dazu gehört, dass alle Leute super freundlich zueinander sind und ich das als Deutsche (:D) gar nicht so gewöhnt und deshalb verwirrt bin!
Mein Büro


Es gibt schon viele große Unterschiede zu Deutschland. In guten wie in schlechten Hinsichten. Ich genieße hier zum Beispiel sehr, wie weitläufig alles ist, umgeben von wunderschönen Landschaften. Auch das Angebot an Veranstaltungen des Colleges gefällt mir. Außerdem bietet der Literaturunterricht hier viel mehr Raum für Diskussionen, was ich mir für Deutschland auch wünschen würde!
Ich finde es auf jeden Fall trotzdem lustig, dass man so oft hört, dass die USA ähnlich zu Deutschland wären, weil beide westliche Länder seien. Das empfinde ich nämlich kein bisschen so - für mich sind die Kulturen ganz verschieden!
So sieht mein Zimmer mittlerweile aus:
Make a living, make a home!

Es gibt hier eben viele Dinge nicht, die es in Deutschland gibt und die ich deshalb vermisse. Dazu gehören nicht nur deutsche Schokolade, deutsches Brot und Club Mate, sondern auch meine Familie und meine Freunde. ;) 

Nein ernsthaft: Ich wusste bereits vorher, dass ich meine Leute echt mag, aber jetzt weiß ich es wirklich! Auch wenn es insgesamt nicht mal ganz 10 Monate sind, fehlen mir meine Familie und Freunde oft. Besonders dann, wenn man Bilder oder Videos empfängt, die einem zeigen, wie schön es zu Hause sein kann. Aber man will wohl immer das, was man gerade nicht haben kann. Ich weiß schließlich noch genau, wie sehr ich dieses Stipendium haben wollte und ich bin auch sehr dankbar, es bekommen zu haben! Und letztendlich wachse ich hier Tag für Tag ein bisschen darin, mich selbst zu überwinden und mich an fremde Umgebungen anzupassen! Ich freue mich allerdings riesig darauf, dann endlich 21 zu werden und eine "richtige" Erwachsene in den USA zu sein! :D

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