Montag, 26. September 2016

Chicago

Wie lange ich auf diesen Moment gewartet habe: Großstadtluft! Na gut, um genau zu sein, habe ich exakt einen Monat und 24 Tage gewartet.
Denn das ist genau die Zeit, die ich fernab von allem verbracht habe, was man als mehr als ein Städtchen bezeichnen könnte. Ich war also unglaublich glücklich, als meine Freundin Katelyn mir und den anderen Teaching Assistants anbot, dass wir sie über das Wochenende zu ihren Eltern begleiten könnten, welche in einem Vorort Chicagos leben.
Yum Yum Yum :P
Bevor wir allerdings Chicago zu Gesicht bekamen, stand uns eine dreistündige Autofahrt von Holland zu Katelyns Elternhaus bevor, welche uns mitten durch das endlose Nichts Michigans führte. Als wir dann endlich ankamen, war ich absolut überwältigt davon, wie nett Katelyns Eltern waren. Nicht nur, dass wir, als wir ankamen, mit Frühstück versorgt wurden (wir waren um 7:00 morgens mit leeren Mägen gestartet),  sondern auch die Art und Weise, wie die Eltern sich uns gegenüber verhielten: Wir haben uns alle sofort zu Hause gefühlt! Nach dem Frühstück ging es dann nach Downtown Chicago, wo wir (natürlich) die großen Touri-Attraktionen, wie zum Beispiel "The Bean" und den Millennium Park
Am Navy Pier liegt dir Chicago
zu Füßen. Oder andersrum.
abklapperten und (oh Sünde!) genüsslich Chicago-Style-Pizza verköstigten. Am Abend spazierten wir den Navy Pier entlang und genossen die wahnsinnig schöne Skyline Chicagos, welche direkt an den Lake Michigan anschließt und mir das Gefühl von Großstadtleben gab. Es klingt vielleicht übertrieben, aber ich brauchte dieses Gefühl so dringend. Auch wenn ich weiß, dass es "typisch Amerika" ist, dass man so abgeschnitten von größeren Orten lebt, fällt es mir als Europäerin doch manchmal recht schwer, mich mit dieser - zum Teil etwas beengenden - Isolierung inmitten von Michigan abzufinden.
Es geht dabei gar nicht mal nur um die Infrastruktur, sondern auch um die Vielfalt der Menschen. Während in Holland, Michigan viele Menschen einen sehr ähnlichen Lebensstil führen (College, Familie, Kirche, eher konservativ), scheint die Bevölkerung in Großstädten einfach etwas bunter und auch liberaler zu sein. Ich habe mich in Chicagos Trubel jedenfalls sehr, sehr wohl gefühlt! Und ganz abgesehen davon, ist die Stadt an sich einfach sehr schön. Zwar groß, aber nicht ZU überfüllt und wirklich sauber!
Am Abend kamen wir dann zurück zu unserer Gastfamilie für das Wochenende (ich nenne sie so, weil sie mir wirklich vorkamen, wie eine richtige Gastfamilie!), welche für uns gekocht hatte. Wir saßen lange zusammen und unterhielten uns über Gott und die Welt. Mitten in der Nacht fuhren wir ein weiteres Mal nach Chicago. Unser Ziel war das Planetarium. Warum das Planetarium? Weil man von dort aus einen gigantischen Blick auf Chicagos Skyline bei Nacht hat. Auch wenn wir alle unglaublich müde waren und unsere Augen auf der Fahrt kaum offen halten konnten, war es den Blick absolut Wert!
Großstadt-Liebe

Trotzdem war ich glücklich, als wir zurück kamen und ich ins Bett fallen konnte. Am nächsten Morgen führte uns unser Weg dann in die Kirche. Es war eine (um ehrlich zu sein) etwas merkwürdige, aber interessante Erfahrung. Es war weniger Kirche, wie wir es kennen, sondern vielmehr eine Art "Bibelschule". Ein- und ausgeleitet wurde das ganze von einer Rockband, welche christliche Lieder spielte und bei dem Publikum mindestens so gut wie eine "echte" Rockband ankam. Der Hauptteil bestand dann daraus, dass ein Pfarrer an eine große Leinwand projiziert wurde, der sich nicht einmal in der Kirche befand. Gottesdienst via Skype... Na gut!
The Bean. Ich hoffe, der Künstler hat ganz viel
Geld bekommen. Das ist Kunst!
Während der Messe holten die Menschen der Gemeinde Notizbücher aus ihren Taschen und schrieben mit, was der Pfarrer sagte. Hauptsächlich interpretierte er Bibelstellen und wendete sie auf das private Leben an seinem eigenen Beispiel an. So gab er eine "Anleitung", wie man aus Phasen, in denen man lustlos (und in seinen Worten "von Satan verfolgt") wäre, herauskäme. Auch wenn die Kirche ganz interessant war, hüpfte mein Herz ein bisschen schneller, als wir bei einer Shopping Mall abgesetzt wurden und ich die Möglichkeit bekam, meinen sehr leeren Kleiderschrank etwas aufzupeppeln (ich hatte schließlich nur begrenzten Platz im Backpack). 
Internationales Chicago :P
(Spanien, Frankreich, USA, Deutschland)

Am Abend wurden wir dann von der Mall abgeholt und dann ging es auch schon wieder zurück zum Hope College. Ich war zwar traurig, Chicago schon wieder verlassen zu müssen, aber zum Glück werden wir vom College mit einem Shuttle bereits in zwei Wochen noch einmal nach Chicago gefahren. Es war auf jeden Fall wirklich ein wunderbares Wochenende und wirklich befreiend mal wieder Wirbel zu spüren! Es war auch schön, mal wieder Zeit in einer Familie zu verbringen, selbst wenn es nicht meine eigene (natürlich unschlagbare ;) ) Familie war. Die Mutter hat mir sogar Tee geschenkt, den ich beim Frühstück hatte und wirklich total gern mochte. Und für die nächsten Tage hat sie mir auch noch Reste vom Abendessen eingepackt! :D  Außerdem hat sie mehrmals betont, dass das Angebot stehe, dass ich jederzeit auch so zu Besuch kommen könne, wenn ich mal wieder "raus kommen" wolle. Es war wirklich ein Glück so lieben Menschen zu begegnen! 
Nach diesem schönen Kurztrip hieß es dann heute, am Montag, wieder: Back to school, back to reality. Auf bald, du schönes Chicago! 

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